13. November 2019

5 Phasen der Akzeptanz



Die Ärztin und Sterbeforscherin Elisabeth Kübler-Ross hat durch ihre Forschungen ein uraltes Lebensprinzip wiederentdeckt und uns "Menschen im Westen" mit modernen Worten nahe gebracht. Alle  Lebensprozesse (nicht nur die schwierigen) verlaufen über 5 Stufen. Dies betrifft sowohl einfache Alltagsthemen, bei denen wir schlicht aufgefordert werden, unglückliche Gewohnheiten zu verändern. Es betrifft umso mehr die Wendepunkte in unserem Leben, die grossen Krisen, mit denen wir von einem Lebensabschnitt zum Nächsten wechseln. 
Dabei erkennen wir unschwer die 5 Wandlungsphasen, wie sie die chinesische (Medizin-)Philosophie als Modell des Lebensrades mit den Zyklen verwendet, die mit unterschiedlichen Rhythmen ablaufen. Und auch wenn sich ein Prozess ständig wiederholt, z.B. der Tageslauf, so ist doch kein Tag wie der andere. Mal wird die eine, mal eine andere Phase mehr betont, eine kommt zu kurz, eine andere ist in Fülle oder im Mangel. Alle Phasen hängen voneinander ab und bedingen einander. Wann immer eine Phase aus der Balance gerät, entsteht eine Stockung, eine Blockade, ein Symptom.

Die fünf Phasen der Akzeptanz


Eine banale Erkältung ist wohl die Krankheit, die wir alle noch am ehesten akzeptieren. Aber selbst da rebellieren wir oft zu Beginn: Das kann nicht wahr sein, nicht gerade jetzt (schon wieder) ne Erkältung? Wo kommt die denn her? Warum ich, kann ich doch gar nicht brauchen? In der Firma/Familie gehts drunter und drüber, wenn ich schon wieder krank bin!

Selbst bei solch einer Banalität, bleibt uns oft nichts  anderes übrig, als uns ins Bett zu legen und die Krankheit auszukurieren. Wir müssen akzeptieren, dass wir nichts mehr daran ändern können und das Beste draus machen.

Erste Phase:
Nicht wahrhabenwollen, Verdrängen (Wasser)

Wieso Ich, wieso jetzt?
- Schliesslich haben wir immer gesund gelebt, uns gut ernährt, nie geraucht! Damit sind wir doch vor jeglichem Unbill geschützt. Und es tut ja auch nichts weh. Das ist bestimmt eine falsche Diagnose! Oder übertragen auf  andere Lebensgebiete: Wieso kündigen die mir? Wieso verlässt mich mein Partner?

Diese Phase ist wichtig, um nicht komplett mit einer Situation überfordert zu sein. Wir lernen, uns allmählich mit der Situation anzufreunden. Die Lernaufgabe in diesem Stadium heisst also, die Krise willkommen zu heissen!

- Regt sich da in Ihnen etwa Widerstand?
Genau: Wir wollen das doch gar nicht haben, wir wollen es weg haben, ungeschehen machen, weitermachen wie bisher. Wieso soll ich das bitteschön willkommen heissen, annehmen?

Zweite Phase:
Frust und Ärger (Holz)

In dieser Phase ist der Patient immer noch überfordert. Diese blöde Erkältung, wir nörgeln rum, sind un-Leid-lich im wahrsten Sinne. Wir sind verärgert, dass es ausgerechnet uns getroffen hat. Wir wollen uns gar nicht mit dieser Erkältung, oder XY beschäftigen, wir bocken wie ein Kleinkind. Die Wut wird an sich selbst und der Umwelt ausgelassen. Vielleicht suchen wir auch nach Schuldigen, die uns das eingebrockt haben. Blanke Hilflosigkeit breitet sich aus.

Dritte Phase:
Verhandeln (Feuer)


Die dritte Phase ist schon beinahe die Akzeptanz der Krankheit. Wir haben den gelben Schein für den Arbeitgeber, und bleiben immerhin zu Hause. Aber maximal zwei Tage, schliesslich haben wir noch viel vor!

Der Patient weiss nun, dass er sterben muss, will aber quasi für diesen hohen Preis noch eine Gegenleistung. Wenn ich schon sterben muss, dann aber erst, wenn das Enkelkind auf der Welt ist. Ist das Enkelkind auf der Welt, beginnen neue Verhandlungen mit dem Tod.


Vierte Phase:
Depression (Metall)


Die Depressionen werden immer wieder auftreten im Wechsel mit den anderen Phasen. Sie werden hervorgerufen durch eine Verschlechterung des eigenen Zustandes, dem Erkennen, dass die Zeit immer knapper wird - und dem Angewiesensein auf fremde Hilfe (und vieles mehr).

Gerade beim Beispiel unserer trivialen Erkältung durchlaufen wir nicht immer alle Phasen. Meist sind wir schon wieder auf dem Wege der Besserung, wenn wir endlich Ruhe gegeben haben.

Fünfte Phase:
Akzeptanz (Erde)

Annehmen und Akzeptanz heisst ja nicht, dass wir mit einverstanden sind. Annehmen bedeutet nur: so ist es. Wenn wir es annehmen, dann können wir daraus allmählich erwachsen. Wir können das Bestmögliche daraus machen, die Krise zur Chance verwandeln. 

Der Sterbende hat den Tod nun akzeptiert. Er wird sich auf seine ganz eigene Art und Weise von diesem Leben und den Angehörigen verabschieden. Der Mensch mit einer unheilbaren Erkrankung oder Behinderung muss neue Wege finden, um das Beste daraus zu machen und damit weiter zu leben.

Das Rad des Lebens


Diese fünf Phasen werden  von Mensch zu Mensch und Situation zu Situation unterschiedlich stark intensiv erlebt und durchlebt. Von der einen Person wird vielleicht die erste Phase als schlimmste und langwierigste durchlebt und die anderen Phasen nur noch kurz und oberflächlich empfunden oder sogar ausgelassen.

Es ist auch möglich, dass die Phasen immer wieder durchlebt werden. Wer sich mit seinem Schicksal vielleicht schon abgefunden hat, kann plötzlich durch ein neues Medikament wieder Hoffnung schöpfen, die dann aber genauso schnell wieder zunichte gemacht werden kann, weil das Medikament nicht anschlägt. Und wieder dreht sich das Rad des Lebens.