17. November 2022

Heilende Laute im Qi Gong

Was das Herz bewegt,
strömt in Tönen aus.
Was als Ton im Äusseren erklingt,
beeinflußt das Herz im Inneren

(Quelle: Lü Bu We, Lüshi chunqiu)

Heilende Laute, Lieder, Mantren, Rezitationen, Singen und Summen gehören in allen Kulturen sowohl zu Gebet und Innenschau, aber auch zu den heilenden Methoden.

Auch zu den das Leben nährenden Übungen der chinesischen Medizin gehören heilende Laute in den verschiedensten Formen. Bekannt im Westen sind die "5 heilenden Laute", die den Atem mit den Formen, Farben und Lauten der Wandlungsphasen über Bewegungen verbinden.

Doch allein bewusstes Summen von Tönen verfügt über eine sehr intensive Wirkung. Der erste menschliche Laut ist das staunende "Ahh", das sich als Amen, Aum, Allah, als Laut der Dankbarkeit im Gebet ritualisiert hat.

Jedes Gebet hat einen Klang
und eine körperliche Gestalt

(Dschalal ad-Din Muhammad Rumi)

Die heilende, das Energieniveau unserer Lebenskraft erhebende Wirkung erfahren wir am besten durch schlichtes Ausprobieren. 

Doch fällt es vielen Menschen zunächst alles andere als leicht, sich Zeit und Ruhe zu gönnen, um zu singen/summen. Schon das Stillsitzen/Stillstehen fällt schwer, geschweige damit in entspannte, innere Stille zu kommen. 

Die angesammelte Anspannung, die innere Unruhe, all unsere Symptome und der ständig sabbelnde Verstand lassen uns kaum in die äussere Ruhe kommen, aus der innerer Frieden entsteht. Sich selbst auch nur ein  paar Minuten auszuhalten, fällt schwer. Töne dabei von sich zu geben, fällt vor lauter Scham Manchem nicht leichter.

Nadabrahma Meditation

so nannte Osho ein einfaches dreiteiliges Ritual aus Summen, sanfter Bewegung und Stille. Doch  können wir es ebensogut Gebet, Seidenfadenübung und stilles Sitzen nennen.

Gebet ist nichts anderes als Meditation. Beides bedeutet keineswegs, Schalter umlegen und in Glückseeligkeit davonträumen. Sondern es gilt, wach zu sein,  sich bewusst werden, was gerade geschieht. Innehalten, um sich aushalten  zu üben. Ganz da sein. Dann kann aus dem ständigen Wollen des Alltags  ein Loslassen der Erwartungen werden, hin zum "dein Wille geschehe, komme, was wolle".

Das Ritual einer Übung unterstützt uns dabei. Körper und Geist werden dabei beschäftigt, dennoch entwischen wir der Identifikation mit unserem Körper oder den Gedanken. Denn ich werde zum stillen, neugierigen Beobachter:

  • Zuerst komm zur Ruhe
    im stillen Sitzen oder Stehen.
    Komm zu Atem.
    Ein leises, natürliches Summen entsteht beim Ausatmen.

    Es kitzelt leicht zwischen den geschlossenen Lippen. Es vibriert im Bauch, ganz von selbst. Seine Schwingung kommtsich irgendwo in deinem Körper in Resonanz.
    Hilfreich ist dabei eine meditative Musik, z.B. Klangschalen, die ca. 30 Minuten andauern sollte. Die ersten 20 Minuten brauchen wir allein schon, um zur Ruhe zu kommen und das Summen in einen natürlichen Rhythmus des Atems fliessen zu lassen.
  • Nun öffnest du deine Handflächen
    nach oben zum Himmel
    und bewegst die Hände
    über vorne weit nach Aussen.

    Über die Seiten kehren sie wieder vor den Unterbauch zurück. Die kreisförmige Bewegung der Arme ist langsam, so langsam, dass es  von Aussen fast so wirken mag, als bewegten sich die Handflächen nicht. Du gibst dabei Energie an das Universum ab für 5-10 Minuten.
  • Dann drehst du die Handflächen zur Erde.
    Wieder kreisen die Arme,
    doch nun anders herum.

    An den Körperseiten öffnen sich die Arme seitlich nach hinten, über vorne sammelst du die Energie in dein dantian, das Energiezentrum im Unterbauch, ein für 5-10 Minuten.
  • Zuletzt stehst/sitzt du 15 Minuten still.
    Beobachte, wie und wir lange die Übung
    nachklingt, wie sich deine Lebenskraft in dir bewegt. Geniesse es, in deinem eigenen Rythmus zu atmen und in deiner Mitte in heiterer Gelassenheit zu ruhen.

Für diese Übung liebe ich von Kamal das Album "Into Silence". Die Titel sind genau auf diese Übung abgestimmt mit der richtigen Länge. Die Stille endet mit einem sanftem "Pling". (Alternativ hat der Musiker Deuter ebenfalls  ein Album für diese Übung vertont: "OSHO Nadabrahma Meditation".)

 


15. November 2022

In die Winterruhe abtauchen

 

Nun ist er da. Der Winter kam in diesem Jahr mit fast frühlingshafter Wärme. Wir hääten ihm fast geglaubt, wenn nicht die Wildgänse über uns gen Süden gezogen wären. Sie haben mit ihrem rauhen Schreien hartnäckig den Winter angekündigt. 

Seit dem letzten Vollmond spüren wir es auch in den Knochen. Die Sonne scheint immer kraftloser und wird von Tag zu Tag fahler. Die Energie-Qualität, die wir jetzt in dieser Jahreszeit wahrnehmen, nennen wir in der chinesischen Medizin die Wandlungsphase des Wassers:

Während der drei Wintermonate verschliessen sich Himmel und Erde und fallen in das Ruhestadium der Speicherung. Wasser gefriert zu Eis, und in der Erde bilden sich Frostrisse. Die Yang-Energie der Natur verbleibt ungestört.

Es ist die Zeit des Yin, der Kälte, von Dunkelheit, Ruhe und Sammlung.  Die Bewegung der Lebensenergie in der Winterruhe ist minimal, sie beschränkt sich auf das Schützen und Wärmen des Inneren. Dann kann Regeneration stattfinden im Nicht-Tun.



Wir sollten jetzt im Alltag dieser Energie unsere Aufmerksamkeit und Zeit schenken. Statt Kommerzrummel und Adventshektik lautet das Motto zur Ruhe kommen und sich selbst pflegen.

Jetzt geht es um das Aushalten-Können der scheinbaren Widersprüchlichkeit des Lebens. Wir können weder auf die Logik noch auf die Mystik von jeweils einer Hirnhälfte ausweichen. Das Thema ist das tiefe Vertrauen. Das bedeutet auch, sich selbst Fehler zuzugestehen, statt sich arrogant zu erhöhen. Das ist alles andere als devote Erniedrigung, sondern freiwilliges, weises Nachgeben („Dein Wille geschehe!“). Es ist sogar die Aufforderung, sich weich und harmonisch zur Erde herab zu beugen und wie das Wasser abwärts zu fliessen.

Basierend auf Heiner Frühaufs englischer Übersetzung des Klassikers von Gao Lian, Zunsheng bajian, "Eight Pieces On Observing the Fundamental Principles of Life", sollten wir einige Hinweise beachten, damit wir die Energie des Winters förderlich für uns nutzen können:

Es ist die Zeit, früh zu Bett zu gehen und erst dann aufzustehen, wenn die wärmenden Strahlen der Sonne am Morgen erscheinen. Kälte sollte gemieden, die Wärme dagegen gesucht werden. 

Vorsicht ist geboten bei Massnahmen, die die Hautporen öffnen (wie Sauna, heisse Bäder, schweisstreibener Sport). Beachtet man dies nicht im Winter, besteht die Gefahr, das Netzwerk der Nieren zu verletzen.

Es ist das Beste, sich in ein gut isoliertes Zuhause zurückzuziehen, auf regelmässige Nahrungsaufnahme zu achten, und seine Kleidung den Temperaturen anzupassen. Man sollte nicht zu wagemutig werden und sich dem kalten Wind aussetzen. 

(den ganzen Artikel hier lesen) 


Diese Sätze erinnern uns daran, dass der Winter einst als Zeit der inneren Einkehr, Ruhepause und damit Zeit zum Regenerieren und Kräftesammeln geschätzt wurde. 

Das nächste Frühjahr kommt bestimmt. Dann heisst es nämlich, frisch gestärkt in Bewegung und Aktion kommen. Wer dann mit leeren Speichern startet, hat das Nachsehen.


2. November 2022

Räucherstäbchen

Die einen lieben den Duft. Die anderen hassen ihn und bekommen Atemnot, Hustenanfälle und Ekel - sogar zu recht!

Das ist sogar eine sehr gesunde Abwehrreaktion, mit der das hellwache Körperbewusstsein Alarm schlägt. Wenn uns etwas stinkt, tut es uns auch nicht gut. Dann geht das Nervensystem in höchste Alarmstufe.

Doch was ist nun mit den Räucherstäbchen? 

Zum einen müssen Räucherstäbchen richtig verwendet werden. Die bei uns bekannten, gängigen Stäbchen sind nämlich für den Einsatz draussen gedacht. Sie kommen meist aus Indien, aus Asien, wo vor den Tempeln gleich ein dickes Bündel entzündet wird. Aber dies passiert unter freiem Himmel! 


Hans Bernhard (Schnobby) CC BY-SA 3.0

Indische Räucherstäbchen

Diese Stäbchen erkennen wir am kleinen Bambusspan, auf den die eigentliche Duftpaste aufgebracht ist. Der Span bleibt am Ende übrig. Daher kann man diese Stäbchen auch gut einfach in die Erde/Blumentopf stecken. Das ist prima, um an lauen Sommerabenden mit rundum gesteckten Stäbchen die  Moskitos abzuhalten. 

Für die Anwendung in geschlossenen Räumen sind diese Stäbchen nicht geeignet.

Japanische Räucherstäbchen

Sie erkennt man sehr leicht am deutlich höheren Preis. Im Ernst, hier wird die pure Räuchermasse vorsichtig zu Stäbchen gerollt. Sie haben keinen Bambusspan, sondern bestehen als Ganzes aus Duftwerk. Qualitätiv liegen ebenfalls Welten zwischen diesen und den Billigstäbchen (auch wenn letztere bei uns wieder teuer verkauft werden im Vergleich zu den Produktionskosten in Fernost...) Sie sind durchaus für geschlossene Räume geeignet, auch wenn wir dennoch erst räuchern, dann kurz lüften.

Die Japaner passen meist auch nicht in die üblichen Halter, und sie brauchen ein feuerfestes Material, weil sie bis zum Ende durchglühen:


 

Früher war mein Lieblingshersteller Nippon-Kodo. Deren günstige Morningstar-Serie ist für Einsteiger und zum Verschenken toll, weil in jeder Packung gleich ein kleiner Keramikhalter dabei ist. Heute kaufe ich sie nicht mehr aus folgendem Grund:

Chemiecocktail statt teure Aromen

Die meisten Hersteller, sogar die berühmten Traditionsmarken in Japan, ersetzen heutzutage meist die teuren Aromen durch billige, synthetische Duftstoffen. Die echten Aromen sind nicht nur teuer, sondern werden immer rarer auf dem Weltmarkt.

Der Chemiecocktail, der sogar aus diesen Chemikalien gerade beim Verbrennen entsteht, der ist ziemlich sicher alles andere als gesundheitsförderlich! 

Sandelholz, Adlerholz (Oud), all diese Düfte sind heute wesentlich kostbarer als Gold. Dass von solchen Stoffen in den billigen Stäbchen nichts mehr zu finden ist,  wundert also nicht. 

Empfehlenswerte Räucherstäbchen

Es gibt einige, sehr wenige Hersteller, die auf künstliche Zusatzstoffe verzichten:

Der Aromatherapie-Experte aus der Schweiz, Fa. Farfalla, hat ein Kooperationsprojekt mit Tibet. Sie bieten den "indischen" Typ an, in vielen klaren Duftrichtungen der Einzelkräutern. In D am einfachsten über Violey zu beziehen: Link zu Farfalla-Räucherstäbchen

Shoyeido verspricht  ebenfalls, keine synthetischen Aromen zu verwenden. Selbst unter den edlen Japanern sind sie damit die einzigen. Auch sie sind unter dem Link zu Shoyeido-Stäbchen zu beziehen. Dort findet Ihr auch passende Halter. Die langen Stäble breche ich mir ein oder meist sogar zweimal durch. Das reicht für normale Räume völlig aus.