14. Mai 2009

Vitamin C


Das goldene Pulver

Von Beat Bächi und Ulrike Heitholt
© DIE ZEIT, 14.05.2009 Nr. 21

Wie das medizinisch nutzlose Vitamin C
mit etwas Hokuspokus zum Mittel für und gegen (fast) alles wurde


Der Mythos ist ungebrochen: Über 110.000 Tonnen Vitamin C werden jährlich weltweit hergestellt. Zu den größten Produzenten gehören die österreichische Firma Jungbunzlauer, das niederländische Unternehmen Koninklijke DSM, Merck und etliche fernöstliche Chemiefirmen. Ascorbinsäure begegnet uns auf Schritt und Tritt – als Medikament in bunter Verpackung, als Konservierungsmittel, im Shampoo, in Cremes, im Katzenfutter. Nach wie vor ist das Vitamin ein Milliardengeschäft.

Wie aber ist dieser unglaubliche Erfolg zu erklären? Denn aus medizinischer Sicht ist die Einnahme von künstlich produziertem Vitamin C gar nicht notwendig, das haben Ernährungswissenschaftler immer wieder erklärt. Eine halbwegs gesunde Ernährung deckt den Bedarf des Körpers völlig; alles zusätzlich eingenommene Vitamin C scheidet der Körper ungenutzt auf natürlichem Weg wieder aus. Freilich hilft das Vitamin in einem Extremfall: gegen Skorbut nämlich, eine in früheren Zeiten von Seefahrern gefürchtete Mangelkrankheit. Doch wie Skorbut vermieden werden kann – zum Beispiel mit ein paar Fässern Sauerkraut an Bord –, ist seit dem 18. Jahrhundert bekannt. Und dass Vitamin C gegen andere Krankheiten tatsächlich etwas nützt, konnte nie bewiesen werden.

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