27. April 2020

Herausforderung zu 40 Tagen Transformation


Dieser Artikel ist der dritte und letzte der "Miniserie zur Venus Rückläufigkeit:

40 Tage und Nächte

So lange sass der Legende nach Buddha unter dem Bodhi-Baum bis zu seiner Erleuchtung. So lange fastete Jesus einst in der Wüste und widerstand Satans Verführungen. Moses verbrachte 40 Nächte am Berge Sinai, um Gott zu lauschen, bevor er mit der Tafel der 10 Gebote zurück kam. 40 Tage dauert seit alten Zeiten die traditionelle Derwischklausur der Sufi.

Rückläufigkeit der Venus

Doch schon tausende von Jahren vor diesen Ereignissen waren 40 Tage und Nächste die Zeitspanne, die Ishtar als Königin des Himmels brauchte, um sich wieder und wieder vom Abendstern zum Morgenstern zu verwandeln. Dieses Wunder voll-zieht sich bis heute, wenn der Planet, den wir Venus nennen, scheinbar rückwärts am Himmel wandert. Alle 18 Monate aufs Neue bietet uns die Rückläufigkeit der Venus über sechs Wochen eine glückverheissende Zeit zur Veränderung  ins Positive und zur Erleuchtung. Doch typischerweise lesen wir heute in den gängigen Astrologie-Ratgebern eher: 

„Vorsicht: Es liegen Schwierigkeiten vor Ihnen betreffend alle Dinge, die Venus unterstehen. Sie wirbelt Beziehungen durcheinander, Geldangelegenheiten, Schönheit und Ihr Glück...(blablabla)“ 

Ja, Venus kann uns durchaus mit einer aufregenden neuen Liebe verlocken, die scheinbar alles bietet, was uns bisher gefehlt hat — bis wir merken, dass der Kerl schlimmer ist als alle vor ihm. Und vergessen wir die lange Verflossenen, die plötzlich wieder an unsere Türe klopfen — öffnen wir die Tür lieber nicht! Verschieben wir tunlichst alle Veränderungen unseres Aussehens noch eine Weile — die grüne Strähne gefällt uns meist nur vorübergehend. Und auch das sauteure Luxusding, mit dem wir liebäugeln — Finger weg, es wird uns mehr kosten, als es uns je wert sein könnte. Investieren wir jetzt unser Geld, werden wir vielleicht das letzte Hemd verlieren.

Das alles klingt gerade so, als würde Venus/Ishtar Jahr für Jahr in einer Lostrommel rühren, die immer die gleichen Schicksalslose ausspuckt. Das passiert, wenn wir das Heilige aus der Astrologie rauskürzen. Die Götter — die sich der Planeten bedienen, um uns Botschaften zu senden — sind heutzutage am mechanistischen Fliessband gefangen und scheinen all ihre Kreativität und Intelligenz verloren zu haben. Das ist der wahre Grund, warum all die Prophezeiungen über die Rückläufigkeit der Venus oft genug wahr werden. 

Wir tappen so leicht in diese unbewussten Fallen, weil wir die andächtige Annäherung an diese heilige Phase nicht mehr kennen. Gerade wenn wir die Bedürfnisse unserer inneren Venus vernachlässigen, dann können wir tatsächlich solch unglückliche Entscheidungen über unsere Finanzen oder unsere Liebe treffen. Ishtar/Venus, gibt bis heute das Grundmuster vor — aber mit reichlich Platz für wilde Kreativität!

Wie machen wir daraus das Beste?

Ganz einfach, in dem auch wir uns durch Introspektive innerhalb dieser 40 Tage und Nächte verwandeln. Nutzen wir diese Zeit der Unterstützung, um uns selbst in eine gesündere, verfeinerte, höherschwingende Version zu transformieren. Rumi, der Sufi-Mystiker des 13. Jhdt. schrieb:

Was neun Monate Aufmerksamkeit
für ein Embryo bewirken,

können für Dich 40 frühe Morgende sein,

die Dich schrittweise zur Ganzheit wachsen lassen.

Nehmen wir die 40-Tage-Herausforderung an!

Die 40 ist eine immer wieder auftretende magische Zahl. Genau genommen sind sind sechs Wochen bekanntlich 42 Tage. Der Kalender in dieser Präzision ist Mensch-gemacht. Wir sprechen hier jedoch über Rhythmen der Natur, d.h. mal mehr, mal weniger. Sprachwissenschaftler sind sich einig, dass immer wenn in der Bibel die Zahl 40 als Angabe für Tage oder Monate verwendet wurde, immer das Gleiche gemein ist, nämlich eine angemessene Zeitspanne vergehen zu lassen.

Die alten Ägypter und viele spirituelle Kulturen nach ihnen glaubten, dass es 40 Tage braucht, um nach dem Tod auf die andere Seite zu gelangen. Das ist auch die Zeit bis zum Sechswochenamt der Katholiken. Während der mittelalterlichen Pestzeiten mussten Schiffe 40 Tage vor Venedig ankern, bevor sie in den Hafen einlaufen durften. Quaranta giorni, 40 Tage in Quarantäne. (Auch hier wieder kein Zufall, dass wir uns auch gesellschaftlich in einer epidemischen Phase befinden...) Eine Mutter braucht 40 Tage im Kindbett zum heilen und regenerieren. Die Yogi sprechen von 40 Tagen bis eine neue Gewohnheit sich stabilisiert hat. Und der Prophet Mohammed lehrte, das 40 Tage Beten uns tief transformieren.

Wie läuft der Prozess ab?

Vielleicht haben wir sogar gerade fast keine andere Wahl. Zu der Zeit, in der die Rückläufigkeit ihren Schatten vorauswirft, wie gerade jetzt, sind wir von etwas Venusischem wie besessen und bereits Feuer und Flamme. Quirlige Emotionen sind immer ein Zeichen, dass die Göttin ihre Finger im Spiel hat. Doch wir haben immer eine Wahl: wir könnten ebenso mit Ishtars Stärke und geduldiger Ruhe herangehen. 

Wir können uns eine unglückliche Angewohnheit vornehmen, die wir loswerden wollen und stattdessen eine neue, wohligere Gewohnheit entwickeln. Oder wir können schrittweise einen langersehnten Meilenstein erreichen. Wir können unsere Mittel, Gelder, Liebe oder Kreativität nutzen, um eine Beziehung zu anderen zu vertiefen — und wir können uns selbst erleuchten und unsere Beziehung zu uns selbst verbessern.
(Ishtar/Ereshkigal von
Osama Shukir Muhammed Amin
FRCP(Glasg) CC BY-SA 4.0)

Die Stationen der Reise

Die folgende Tabelle beschreibt Venus/Ishtars Reise über die nächsten Wochen. Dabei müssen wir nicht wie eine Maschine exakt synchron funktionieren, schon gar nicht, wenn sie in der Unterwelt verweilt. 

Folgen wir lieber
unserem inneren Zeitgefühl
und bleiben wir im Fluss. 

Beobachten wir uns, wie wir ganz organisch dem Verlauf von Station zu Station folgen, vom Nach-Innen-Wenden, durch das Wachsen des Schatten, dem Lichtfunken, der neue Einsicht bringt, hin zum Sammeln frischer Stärke:

  • Seit 09. April
    wirft die kommende Rückläufigkeit der Venus bereits ihre Schatten voraus:


    Suchen und formulieren wir unsere Aufgabe für die Rückläufigkeit. Machen wir uns einen Plan zur Unterstützung. Nehmen wir uns zumindest eine Aktion vor, die wir täglich während der Rückläufigkeit als Ritual machen wollen. Und wenn es nur eine Kleinigkeit ist.
  • Am 12./13. Mai
    bleibt Venus stationär:


    Beginnen wir mit unserer Hingabe für die nächsten 40 Tage. Mit Venus im Zeichen Zwillinge ist z.B. Tagebuchschreiben (oder wie immer wir unsere Notizen nennen mögen) ein wunderbares Hilfsmittel, um unsere Veränderung zu beobachten.
  • Am 28. Mai
    verschwindet Venus als Abendstern aus der Sichtbarkeit:


    Nun beginnt die Reise Ishtars in die Unterwelt. Seien wir vorbereitet, denn wir werden unserem Schatten begegnen, falls dies nicht sogar schon geschehen ist. Der Schatten ist Ishtars verrückte Schwester, Ereshkigal.
  • Am 03. Juni
    steht Venus in Konjunktion zur Sonne:

    Ein fruchtbarer Moment, um den herum sich unsere Perspektive auf die Dinge verändert. Das mag uns zu neuer Klarheit führen.
  • Am 09. Juni
    erscheint Venus als Morgenstern:


    Dieser Moment wurde zu alten Zeiten von den Priestern aufmerksam erwartet, wenn Venus das erste Mal wieder über dem Horizont erscheint. Nähren wir die Stärke, die sich in uns sammelt und auszustrahlen beginnt.
  • Am 24. Juni
    ist Venus stationär:


    Zeit zum Feiern, wie weit wir gekommen sind! 
Auf dem Fundament unserer 40-tägigen Transformations-zeit können wir nun unsere Zukunft strategisch planen und bewusst neue Entscheidungen treffen.
  • Am 24. Juli
    Ende des post-rückläufigen Schattens:


    Ehrlich gesagt, scheint dessen Relevanz eher unrelevant, selbst zu alten Zeiten. Denn sobald Venus wieder sichtbar ist, besitzt sie schon die volle Stärke eines Kriegers.

Nehmen wir uns Zeit, unsere Absicht klar zu formulieren:

Diese sechs Wochen sollten wir mit Ehrfurcht vollziehen, wie jedes Ritual und Gelöbnis. Für manche Venus Rituale wird gefordert, sich einige venusische Objekte zu suchen. Die Magie dieser Gegenstände ist die Magie, die in uns selbst wirkt. Der Akt des Sammelns selbst ist es, der uns in die entsprechende Stimmung bringt. Ehrliche Reflexion bewirkt dasselbe.

Venus ist die Göttin des Vergnügens! 

Wollen wir eine Gewohnheit, wegen der wir uns schuldig fühlen, loswerden, müssen wir sicherstellen, dass wir sie durch etwas ersetzen, das uns Vergnügen bereitet, das uns gut tut. Wollen wir z.B. als neue Gewohnheit täglich Zeit für meditative Ruhe finden, dann wählen wir eine Form der Meditation, die wir lieben, auf die wir uns freuen. Wir können dazu über die 40 Tage auch immer wieder eine andere Meditation ausprobieren. Fühlt sie sich nach Pflicht an, ist es nicht die Richtige. Meist merken wir an einem inneren Glücksgefühl, sobald wir die für uns passende gefunden haben.

Ebenso machtvoll kann sein, täglich ein Gebet zu sprechen. Oder jeden Tag eine Notiz zu machen, wofür wir heute dankbar sind. Wir können die 40 Tage nutzen, um uns in Verzeihen zu üben. Was immer wir wählen, es sollte genug Herausforderung bieten, um uns zu verändern. Dabei sollte es uns jedoch leicht genug fallen, damit wir durchhalten! 

Die tägliche Übung ist das Boot,
das uns der grossen Prüfung entgegen fährt:

nämlich dem Schatten
unseres göttlichen Weiblichen
zu begegnen.
(Freie, leicht veränderte Übersetzung von Dana Gerhardt:
Transform! Why Venus Retrograde is Important

Dank an Dana für die freundliche Genehmigung
und vor allem für die immer wieder tief bewegenden und inspirerenden Lektionen!)