29. Januar 2021

Visionen für 2021 (Teil I)

 

Wir fühlen uns vielleicht  unruhig, genervt, verunsichert, haben Angst vor der Zukunft. 2021 steht unter dem Einfluss von zwei dominierenden, archetypischen Energien, die uns intensiv bis 2023 begleiten werden. Sie verursachen Aufruhr in der Welt, der uns in neue Richtungen führen wird, ob wunderbar oder entsetzlich - das hängt davon ab, was wir Menschen daraus machen. Jetzt kollidieren gerade  alte Weltsichten mit neuen Perspektiven.

Dieser Zyklus, der 1988 begonnen hat, und ca. 45 Jahre dauert, ebbt in seinem Einfluss dann allmählich ab. Es wird sich zeigen, wie die neue Welt, die neue Ära aussehen kann, die von diesen beiden Kräften jetzt errungen wird. Die meisten Synchronizitäten solcher Zyklen finden sich historisch am Anfang. Weiterhin nehmen wir zu bestimmten Zeiten oft historische Spannungen und Krisen, sowie nochmals zum Ende hin. Begonnen hat dieser Zyklus in einer Zeit, in der mit Perestroika und Mauerfall der kalte Krieg endete. Doch auch Repressionen und Gewalt von autoritären Systemen gehören mit ihrem Chaos dazu, wie das Massaker auf dem Tiananmen-Platz in China damals.

Archetypen sind Symbole für Situationen, in die wir Menschen immer wieder geraten. Es sind Energien, die wir in uns tragen, die aber auch unsere Umwelt prägen. Saturn ist Herr über Autorität und Tradition. Saturns Aufgabe ist es, Sicherheit durch Struktur und Materialisierung zu schaffen. Er ist Symbol jener Kraft, die Ordnung schafft und Grenzen setzt. Uranus favorisiert dagegen Unkonventionalität, das Unerwartete und Originelle, Freiheit und Rebellion. 

Ihre Kollisionen sind Symbol für die klassischen Mythen des gesellschaftlichen Umbruchs, in denen immer das Neue sich im heftigen Kampf gegen Tradition und das Überalterte durchsetzen musste. Diese Auseinandersetzung wurde typischerweise in einem Haus voller Spiegel ausgefochten:

Der Mythos von Saturn und Uranus

Denn eigentlich war einst Uranus der Alte, der sich jeglicher Veränderung zu widersetzen versuchte. Saturn-Kronos war die junge Generation, die gewaltsam den Umsturz erzwingen musste. Doch beginnen wir bei der Geschichte von vorne:



Erdmutter Gaia, die urweibliche Schöpfungsgöttin, hat Uranus hervorgebracht. Er ist der Archetyp von Vater Himmel. Mit ihm gebar sie ihr maskulines, yangiges Gegenprinzip in die Welt. Doch Gaias ältester Sohn und Geliebter wollte nicht wirklich Gottvater sein. Die Ergebnisse seiner allnächtlichen Vereinigung mit der fruchtbaren Erde widerten ihn an. Er ertrug die Imperfektion dieser Geschöpfe nicht. Hatte er als Schöpfer der Erde doch stets das Idealbild vor Augen. Nur Perfektes hatte für ihn Wert und damit das Recht auf Leben. So stopfte er seine Kinder wieder und wieder in Gaias tiefe Eingeweide zurück. Damit wies er die Entwicklung der Zukunft zurück.

Neues Leben wurde erst möglich, als Gaia diesen Unsinn leid wurde. Gaia, unsere Mutter Erde, ist es, der wir unser Leben täglich aufs Neue verdanken. Sie versteckte den kleinen Saturn-Kronos, damit der Vater ihn nicht fand. Sie brachte Metall hervor und schuf die Sichel, mit der Saturn den Vater entmachten konnte. Er tötete mit seinem Vater die Idee der Perfektion, damit weiteres Leben überhaupt ermöglicht wurde.

Doch je mehr Dinge sich scheinbar ändern, desto mehr bleibt alles beim Alten. Die Revolution frisst ihre Kinder: jetzt war es nämlich Saturn-Kronos, der seine eigenen Kinder fraß, weil ihm einst prophezeit war, dass einer seiner Söhne ihn wiederum eines Tages entmachten würde. Macht verträgt sich nicht mit Leben, Wechsel und Wandel. Der Apfel fällt bekanntlich nicht weit vom Pferd, der Sohn wird zu dem, was er im Vater einst bekämpfte. Drei Finger zeigen immer auf uns selbst. 

Wieder ist es die Gattin, die dem Unsinn ein Ende setzt. Statt dem Neugeborenen reicht sie dem Vater einen in Windeln gewickelten Stein zum Verschlingen. Den kleinen Jupiter-Zeus zieht sie in einer Höhle versteckt auf. Und wieder wiederholt sich die alte Geschichte: Der Sohn entmachtet den Vater.

Doch dieser Jupiter-Zeus ist ein ganz anderer Typ. Als Gott des Optimismus, des Wachstums und der Fülle statuiert er, dass nicht Gewalt, sondern Liebe und Kreativität die Welt wirklich zu verändern vermögen. Er sorgt dafür, dass der alte Saturn seine Kinder ausspeiht, und verändert die Welt grundlegend. Die beiden Alten, Saturn und Uranus, haben bis in alle Ewigkeit Angst vor ihren Nachkommen. Sie bleiben in ihrem endlosen Kampf um Kontrolle gefangen.

(Vergessen wir nicht die Rolle des Urweiblichen in diesem Mythos. Denn es waren ja die Göttinnen, die als Schlüsselfiguren für wahre Veränderung gesorgt haben. Wir werden darauf in einem späteren Beitrag zurückkommen...)

Der Zyklus von Saturn und Uranus

Kosmische Aspekte zeigen sich immer in einem Kontinuum, das von der besten bis zur schlechtesten Möglichkeit reicht. Nicht die Götter handeln. Wir Menschen handeln und gestalten unser Leben. Saturn-Uranus-Zyklen bringen eine rebellische Energie mit viel Chaos und Chancen zu radikalem Umbruch mit sich. Freiheit oder Sklaverei, es ist eine Zeit zur Entscheidung. Doch es sind auch gute Zeiten, um alte Gewohnheiten zu durchbrechen und überholte Denkmuster zu beerdigen, die längst überholt sind.

Saturn leidet noch an den Folgen des Vatermordes. Er hängt fest in ewiger Schuld, die Perfektion kastriert zu haben. Ihn deprimiert die Erkenntnis, in dieser Welt der schäbigen Tatsachen gefangen zu sein, ohne Aussicht auf eine endgültige, visionäre Lösung. 

Saturn wird oft aus dieser Perspektive betrachtet, als Spaßverderber, der uns auf Menschenmaß herabwürdigt, während Uranus die heldenhafte Idee liefert. Saturn, so heißt es oft, erschwere die Dinge, lege zu viel Wert auf Tatsachen, Konsequenzen, usw. und ist auch der Herrscher über unsere Angst. Wenn wir diese nicht erkennen, werden wir unsere härteste Fassade errichten, um uns zu schützen. Warum ist er nicht gleich in ewige Depression verfallen, nachdem er die Sichel erfolgreich angesetzt hatte? 

Er ist ja bekannt dafür, dass er uns auch mal in Depression stürzt, wenn wir einen zu großen Schluck von seinem Zaubertrank nehmen. Nun, wir jedenfalls können uns uns eigentlich mal bei dem kleinen Saturnchen bedanken, der die mutige Tat vollbracht hat, den Vater zu entmachten und seine Geschwister aus der Unterwelt zu befreien. Er sorgte dafür, dass wir, als deren Nachfahren, heute existieren! [Wiesner2021]

Untersuchen wir also in diesem Jahr den Mythos um Saturn und Uranus und entdecken, was wir aktuell mit den beiden zu schaffen haben.  

Saturn beherrscht "kollektive" Energien, er definiert Normen und gesellschaftliche Erwartungen. Er ist autoritär und kontrollierend. Er mag keine Veränderungen. Uranus trägt Energien aus für uns nicht sichtbaren Welten heran. Uranus liebt Spontanität, Freiheit, Originalität und Rebellion. Gegensätzlicher könnten die beiden fast nicht sein. Beide gemeinsam sorgen in der Welt für Aufruhr.

Stellen wir uns ihre Kräfte doch einfach vor als große Wellen, die durch das Meer an kollektivem Unbewusstem wandern. In diesem Jahr treffen diese beiden Wellen aufeinander. Krachbumm. Das erzeugt ordentlich Getöse und mächtig Wirbel, die wir als Spannungen, Aufruhr -- oder Durchbruch erleben werden. Die Wellen, die durch das Meer des Kollektiven pflügen, die bewegen sich auch durch unsere individuelle Psyche.

Schenken wir ihnen keine Beachtung, dann werden  Irritationen, Ärger und Widerstand uns in inneren Aufruhr versetzen. Mit Aufmerksamkeit können wir diese enormen Energien jedoch für uns nutzen. 

Wie, das folgt in Teil II.

(Dieser Beitrag basiert auf den beiden amerikanischen Originalartikeln von Dana Gerhardt in freier, angepasster Übersetzung. Herzlichen Dank an Dana, für die Genehmigung der Nutzung, vor allem aber für ihre Inspiration!)