29. Dezember 2020

Der letzte Vollmond in 2020

 

Es ist ein besonderer Vollmond, jetzt "zwischen den Jahren", in den ohnehin schon merkwürdig-magischen Rauhnächten, jetzt, am Ende eines sehr merkwürdigen Jahres. 

R.Hempel/DLR(CCBY3.0)

 

Dieser Vollmond bringt uns mit zwei sehr machtvollen Energien in uns in Kontakt. Nämlich die Mächte der symbolischen Archetypen von Vater und Mutter. Es spielt keine Rolle, wie alt wir sind. Oder ob unsere Eltern noch leben, oder wie unser Verhältnis zu ihnen ist. Sie repräsentieren unser Bedürfnis nach Schutz, Sicherheit, Geborgenheit, Stabilität. Jeder von ihnen auf eine ganz bestimmte Art. Geraten diese Energien aus dem Gleichgewicht, beschwören sie den Schatten von autoritärem Machtmissbrauch und ohnmächtiger Hilflosigkeit herauf. Begegnen wir dem Ausdruck dieser Schatten in uns, fühlen wir uns einsam und unsicher, ungeliebt, als Waisenkind ohne Mutter und Vater. Stärken wir jedoch ihre lichteste Seite, fühlen wir uns sofort geerdet, geliebt und Teil von etwas viel Grösserem als wir selbst je sein könnten.

Es ist der perfekte Moment für ein kleines Ritual. Jedes Ritual geht weit über uns selbst hinaus. Selbst wenn wir es allein im Zimmer zelebrieren, in einem Moment, in dem wir uns von der Welt und allen guten Geistern abgeschnitten fühlen, werden wir merken, wie uns dieses 3-Minuten-Ritual  mit der universellen Energie des Universums verbindet

Tonglen ist eine machtvolle buddhistische Übung des Prinzips des geteilten Leides und das Teilen des  Mitgefühls. Was immer uns gerade an Leid bedrückt, das bedrückt ähnlich auch andere. Wir können uns diese leidvolle Energie wie dunkle Schatten vorstellen, die unsere Atmoshäre verdunkeln. Voller Mitgefühl mit uns selbst und für andere atmen wir diese dunkle Energie ein, um sie zu verwandeln. Wir atmen Segen und gute Wünsche aus. So ziehen wir Vertrauen und Kraft an. Wir atmen und transformieren Dunkelheit in Licht. So kann das helle Mondlicht  durch die dunklen Wolken immer besser leuchten. Wir atmen alle guten Wünsche aus, die wir für uns und andere ersehen. Wir atmen und senden das silbrig-reine Licht der Mondgöttin in die ganze Welt hinaus:

Blick zur Mondin hinauf oder stell Dir vor, wie die volle Scheibe der Mondin über Dir leuchtet. Sie badet Dich in eine Hülle aus ihrem schützenden Licht. Dein Raum wird von dieser vibrierenden Kraft verwandelt. Er füllt sich mit reiner Energie. 

Steh auf und erhebe Deine Arme über den Kopf. Die Handflächen zeigen zueinender und zugleich zur Mondin. Fühl Dich wie eine  Priesterin aus alten Zeiten und ziehe die Kraft der Mondin zu Dir hinaus, in jede Deiner Zellen - von den Augen, durch den Hals, über die Brust, durch den Bauch und die Beckenschale, bis hinunter zu den Zehen. Geniess diese wohlige Energie. Sie schwingt voller Kraft, die sie Dir gibt, nährende, pure Lebensenergie.

Leg nun die Hände auf Dein Herz. Massiere dieses Energiezentrum und spüre, wie Dein Herz kraftvoll schlägt. Nimm Dir einige Atemzüge Zeit, Dich auf Deinen Atemrhythmus einzustimmen. Dein Atem atmet sich selbst. 

Dann übe Tonglen. Atme ein mit der Vorstellung, wie Du die dunklen Nebel der Welt einatmest und sie in Dir durch das Licht des Vollmondes aufgelöst werden.

Atme alle Angst ein.
Atme dann Mitgefühl und Sicherheit aus. 

Atme alle Ungerechtigkeit ein.
Atme Mitgefühl und Weisheit aus. 

Atme Grausamkeit ein.
Atme Mitgefühl und Verbundenheit mit allem aus. 

Atme Sorgen ein.
Atme Mitgefühl und Ausgeglichenheit aus.  

Atme  Verurteilung ein.
Atme Mitgefühl und bedingungslosen Respekt aus. 

Atme solange, bis Du und das Licht des Vollmondes die ganze Welt verwandelt habt. Geniess die Ruhe und den Frieden in der Welt rund um Dich noch für einige Atemzüge.