Magna mater, Grosse Göttin
Reise zu dir selbst.
Und dort, wo Du ganz zu Hause bist,
wirst Du Göttern begegnen.
Die ältesten Funde prähistorischer Gottheiten sind eindeutig weibliche Gestalten. In allen Kulturen dieser Welt erzählen die ältesten Mythen von weiblichen Gottheiten, von den Schöpfungs- und Urmüttern, die das Universum geboren haben.
Zugleich erzählen diese Mythen von der ewig kreisenden Zeit, dem Zyklus von Werden und Vergehen, vom Kreislauf der Vegetation. So macht es Sinn, dass diese Göttinnen auch die Göttinnen des Todes waren, die das Leben wieder beenden.
Im Laufe der Jahrtausende wurden viele dieser Göttinnen von späteren Kulturen übernommen, vereinahmt und umbenamt. Dabei wurden sie immer mehr vermännlicht. Doch bis heute schimmern die ursprünglichen Gestalten durch all die Märchen und Mythen aus aller Welt hindurch.
Hekate
Auch die Darstellung dieser Göttin machte im griechisch-römischen Raum im Lauf der Zeit mehrere Wandlungen durch: Von einer ursprünglichen Muttergestalt aus Kleinasien zur jugendlichen Göttin, zur Hüterin der Schwellen und Übergänge, bis hin zu einer zwielichtigen, dunklen Gestalt.
Schliesslich endete sie in der Spätantike als Sammelsurium, die in sich die verschiedensten Göttinnen vereint. Die fremdartige Göttin der Griechen wird "insgeheim" für den Mond oder für die Sonne der Nacht gehalten. Im Himmel ist sie Selene, auf der Erde Artemis und im Hades Persephone. Dreigestaltig ist diese Göttinnengestalt also, zugleich Jungfrau, mächtige Frau und alte Weise - wie so viele der alten Göttinnen.
Interessant ist, dass sie sich nie in den antiken Pantheon einordnen liess. Neben dem "Göttervater" Zeus ist sie die einzige Gottheit, die den Menschen jeden Wunsch
erfüllen oder verweigern kann. Doch genauso wie die Göttin den Segen
geben kann, kann sie ihn wieder nehmen, wenn sie es für richtig
empfindet.
In Hesiods Theogonie sie jene Gottheit, die am häufigsten in Verbindung zu Menschen genannt wird, und er bezeichnete sie als Pflegerin aller Geschöpfe. Stark verehrt wurde sie zur Zeit der Neuplatoniker, die in ihr die Quelle des Ursprungs sahen, aus der alle Seelen entspringen und zu der sie wieder zurückkehren. Außerdem galt sie als Vermittlerin zwischen der Welt der Menschen und der höheren Götter.
Hekate ist die Verkörperung des verborgenen, dunklen, geheimnisvollen Aspektes einer vorpatriarchalen Erdgöttin. Lautwein stellt diesen Aspekt in Zusammenhang mit dem dunklen Aspekt der Sonne, die nach alter Vorstellung nachts unter der Erde durch die Unterwelt von Westen nach Osten wanderte. Erst später wurde dieser verborgene, dunkle, geheimnisvolle Aspekt der Sonne dem Erdtrabenten Mond zugeordnet.
Ihre Rituale wurden vor allem im privaten Kreise und im Schutze der Dunkelheit abgehalten. Man bat sie um Hilfe die Wünsche zum persönlichen Wohle zu erfüllen, vor allem um Schutz, Führung, Glück und Wohlstand.
Hekate konnte den Zugang zur Unterwelt öffnen, sowie den Kontakt mit Geistern und Toten ermöglichen. Dafür wurden
ihre Opfergaben an Kreuzwegen, Friedhöfen und Hauseingängen (Türschwellen) niedergelegt. Der Neumondtag war den Toten heilig. An diesem Tag wurden Hekate, als Wächterin der Unterwelt, geopfert.
Sie half im Mythos der Muttergöttin Demeter, als deren Tochter Kore entführt wurde, diese in der Totenwelt wiederzufinden. In der Zwischenzeit ist das Mädchen Kore dort der Mutter er-wachsen und unter dem Namen Persephone zur Herrin über die Unterwelt gereift. (Der Unterweltsgott Hades, Persephones Ehemann, bleibt dagegen in der Mythologie relativ obskur, fast farblos.) So beschreibt auch dieser Mythos verschiedene Facetten ein und derselben Symbolgestalt, der dreifaltigen Mutter.
Doch wie immer wir die dunkle, große Mutter nennen, sie nährt und behütet uns bis heute, spürbar in den dunklen Zeiten, wenn wir uns auf sie besinnen. Wir finden sie in den Weihnachts- und Rauhnachtsgebräuchen wieder. Wer genau hinschaut, hinhört, findet sie in vielen Gebräuchen verborgen bis heute. (Eine wunderbare Fundgrube zum Schmökern ist dieser link.)