11. Januar 2020

Strategien für den Umgang mit Gefühlen


(Fortsetzung von Teil II, Strategien für 2020)

 Stell keine Vermutungen an!

Glauben wir weder unseren Vermutungen, Erwartungen, Gedanken und auch nicht unseren Gefühlen. Auch das ist wieder einer von Don Miguels hilfreichen Sätzen! (Mehr dazu hier ... )

Verstand und Gefühle begleiten einander. Tatsache ist, dass der Verstand es sogar liebt, seine angeblich ach so rationalen Gründe von Gefühlen abhängig zu machen: 
"Ist so, wegen meiner Kindheit..." oder 
"... andere haben mich immer deswegen gehänselt" oder 
"...warum immer ich?" 
Diese Glaubenssätze klingen uns seltsam vertraut, oder? Sie sind es, weil wir sie schon 1000x gedacht haben. Wären sie heilsame Sätze, wären wir schon lange gesund. 

Meist bestärkt der Verstand unsere kritischen Urteile und die negativen Gefühle. Er spricht Verwünschungen aus, verhext uns. Um den bösen Zauberspruch zu brechen, ist der einfachste Weg zu erkennen, dass wir unseren Gefühlen nicht immer glauben sollten. Wir sollten tunlichst den Emotionalkörper vom Mentalkörper getrennt halten. Sobald wir merken, dass wir in alten, unverdauten Emotionen feststecken, können wir ihnen wieder Raum zum Atmen geben. Dann können sie sich in Luft, in pure Energie auflösen und wieder fliessen.

So simpel diese Idee klingt, so einfach ist sie auch. Doch ohne jegliche meditative Übung, ist das eine herausfordernde Lernaufgabe. Meditation lehrt uns, dass wir unseren Verstand beobachten können. Wir werden Zeuge  unserer Gedanken und Gefühle - mit heilsamer Distanz zwischen "mir, dem Beobachter" und meinen Gedanken und Gefühlen. Der Begründer der Psychosynthese, Roberto Assagioli, nennt das Desidentifikation: Ich habe einen Verstand, aber ich bin nicht (nur) Verstand. Ich bin mehr als nur mein Verstand (analog Gefühle, Wünsche, Körper...) Nutzen wir also einen Teil unseres Verstandes zum Beobachten, z.B. unserer Gefühle. Statt uns in sie hineinzusteigern, können wir sie manchmal sogar durch hilfreichere ersetzen.

Doch der erste Schritt ist sie überhaupt zu bemerken. Laotse sagte, der erste Schritt ist Da sein. Spüren wir, wie sich diese Emotion wirklich anfühlt. Nutzen wir unsere Sinne und unsere konkrete körperliche Empfindsamkeit, um z.B. unseren Kummer zu spüren:
wie er uns den Magen umdreht oder aber schwer im Magen  liegt, wie unsere Augen in Tränen überfliessen und unsere Laune in den Keller sinkt. 

Das sind energetische Prozesse im physischen Körper. Jetzt wissen wir wirklich, wie diese Energie sich in uns bewegt. Beobachten wir sie eine Zeitlang. Beobachten wir sie, so wie wir einen Freund in seinem Kummer beobachten, ruhig, mitfühlend, aufmerksam. Das ist, was es jetzt braucht. Beobachten wir unsere Gefühle, kann diese Energie wieder in Bewegung kommen. Genau das will sie, die E-motion, in Bewegung kommen, deswegen nennen wir sie so.

Wechseln wir den Kanal!

Meisterschaft über die Gefühle braucht zwei Grundfähigkeiten. Zum einen auf Gefühle eingehen können, und zum anderen, sie hervorrufen zu können. Wir sind in der Lage, in uns selbst  hilfreichere Gefühle hervor zu rufen, genau die, die wir uns stattdessen gerade jetzt so sehr wünschen. Das ist die Fähigkeit eines guten Schauspielers. Auch der ruft Gefühle jetzt in sich wach, die eben noch nicht da waren. Es ist also erlernbar. Auch wir können es üben, wie die Schüler in der Schaupielschule. In jedem Fall ist es einfacher das zu lernen, als dauerhaft gegen die eigenen Gefühle anzukämpfen.

Das Gedächtnis nämlich hilft uns sogar dabei, gute Gefühle wach zu rufen. Erinnern wir uns doch jetzt an einen Augenblick, der sich für uns willkommen anfühlt. Vielleicht möchten wir gerade ein Gefühl von Zuversicht, Kompetenz und Forschergeist in uns wecken. An genau diese Eigenschaften erinnere ich mich, wenn ich an die Zeit zurückdenke, als ich als Ingenieur in der Luftfahrtforschung gearbeitet hatte. Selbst heute, Jahrzehnte später, kann diese Erinnerung eine negative Stimmung wegputzen.

Erstellen wir uns in einem ruhigen Moment eine Liste von solchen positiven Erinnerungen aus alten Zeiten. Es müssen gar nicht viele sein. Qualität statt Quantität! Die positiven Erinnerungen vermögen im aktuellen Moment allmählich genau die gleichen Gefühle in uns aufsteigen zu lassen wie damals. Jetzt brauchen wir nur noch am Regler die Intensität hochdrehen. Verstärken wir diese positiven Gefühle. 

Erinnern wir uns wieder an Tip Nummer 1: aktiv selbst für uns sorgen! 
Warten wir nicht erst auf miese Stimmung. Kultivieren wir lieber täglich unsere positiven Gefühle. Ich nutze dafür gern Tonglen. Das üben wir auch in den QiGong-Gruppen. Oder prima ist auch der Körperzellenrock (einfach mal in youtube suchen..., viel Spass!)

Atmen, in Ruhe durchatmen

Vergessen wir nicht zu atmen, gerade wenn wir mit unseren Emotionen arbeiten. Sobald wir ängstlich die Luft anhalten, stagniert emotionale Energie im Körper. Diese Blockade zieht wiederum sofort die Gedanken an und prompt ist der Tag gelaufen. Doch es ist genauso einfach, das Ruder wieder zurück zu drücken. Es ist alles da, was wir brauchen:

  • Das emotionale Signal bemerken.
  • Sich ihm zuwenden.
  • Dabei bleiben und die Empfindungen mit allen Sinnen wahrnehmen.
  • Positive Erinnerungen wachrufen, verstärken und in den ganzen Körper ausbreiten, bis jede einzelne Zelle zurücklächelt - denn Lächeln ist hochansteckend!

Das einzige, was vielleicht noch fehlt, ist Übung.  Die gibt es nur durch Üben. Und das ganze Jahr liegt noch vor uns. Es werden sich genug Gelegenheiten, grosse wie kleine, bieten, um unsere innere Meisterschaft zu entwickeln. Wir können nur gewinnen, eine Menge hilfreiche Energie für uns selbst, für unsere Lieben und für die ganze Welt! 

Los gehts!