28. Januar 2012

Sinusitis (Chron. Nebenhöhlenentzündung)


Auszüge aus dem DocCheck-News-Artikel "Sinusitis: Die neue Höhlentherapie" von Matthias Bastigkeit)

Unter einer chronischen Entzündung der Nasennebenhöhlen leiden etwa 15 Prozent der Bevölkerung der westlichen Industrieländer. Hinter Beschwerden wie verstopfte Nase, Kopfschmerzen und Fieber verbirgt sich häufig eine Sinusitis. Die Deutsche Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie hat 2011 die S2k-Leitlinie Sinusitis verabschiedet. Ziel ist „die Förderung einer qualitativ hochwertigen fachärztlichen Versorgung von erwachsenen Patientinnen und Patienten mit entzündlichen Erkrankungen im Bereich der Nasennebenhöhlen“.
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Bei der chronischen Sinusitis schwellen die oberen Schleimhautschichten infolge der Entzündung an. Die Ausführungsgänge der Nebenhöhlen verengen sich. Dies führt zu einer mangelhaften Belüftung und Drainage, die Folge ist ein Sekretstau. Entzündetes Gewebe ist saures Gewebe. Durch dieses saure Milieu kann die Selbstreinigungstätigkeit der Schleimhäute nicht mehr richtig funktionieren. Die Schleimhautflora verändert sich. Es entwickeln sich immer mehr krankhafte Keime, die schließlich die Schleimhäute weiter anschwellen lassen und zu einem kompletten Verschluss der Ausführungsgänge führt.

Therapie im Wandel der Zeit

Die Therapie hat sich in den letzten Jahren stark gewandelt. Eine wichtige Säule der Therapie war bisher die Gabe von Antibiotika. Es lag nahe, eine durch Bakterien verursachte Entzündung mit bakterientötenden Arzneimitteln zu behandeln. Neue Erkenntnisse belegen jedoch, dass lange Zeit die „falschen Täter“ gejagt worden sind: für die Entzündung sind häufig nicht Bakterien, sondern Viren die Hauptverantwortlichen. Eine Sinusitis sollte ganzheitlich und nicht als isolierte Erkrankung betrachtet werden. [Anm.:sic!]
[...] Für die Behandlung von Nasennebenhöhlenentzündungen und Darmerkrankungen wie Colitis ulcerosa und Morbus Crohn werden fast dieselben homöopathischen Arzneien angewendet. [Anm.: Dieser Satz spiegelt eine laienhafte Ansicht wider, die sich auf dem Niveau von "Die 10 beliebtesten Homöopatika" bewegt, jedoch nichts mit professioneller, individueller und ganzheitlicher Therapie gemeinsam hat!]
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Die europäischen Leitlinien schieben Antibiotika in die hinterste Ecke. Therapieziel bleibt dennoch auch weiterhin, die Entzündung einzudämmen und den Sekretstau zu beseitigen. Nur die Waffen haben sich geändert. Es ist die Entzündung, die dem Patienten Beschwerden bereitet und weniger die Infektion.
[Anm.: Eine ganzheitliche Therapie geht darüber weit hinaus. Statt Symptomkontrolle gilt, die Ursache für die Entzündung ins Bewusstsein zu bringen und auszuheilen.]

Abschwellende Nasentropfen lindern ohne zu verkürzen

Nasentropfen mit Wirkstoffen wie Naphazolin, Xylometazolin und anderen Substanzen erleichtern deutlich die Nasenatmung des Patienten. Bei der Behandlung einer Sinusitis kommt es darauf an, die Nasenschleimhaut, insbesondere den Verbindungsgang vom Nasen- zum Rachenraum (die sog. Eustachische Röhre) abschwellen zu lassen. Das Sekret soll abfließen und der Überdruck beseitigt werden. Insgesamt besteht jedoch kein Nachweis ihrer Wirksamkeit im Sinne einer Krankheitsverkürzung oder einer Reduzierung der Nasennebenhöhlensymptome bei akuter oder chronischer Sinusitis. Diese Ansicht vertritt die Deutsche Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie, Sektion HNO, in ihren aktuellen Leitlinien. Wenn abschwellende Präparate eingesetzt werden, dann sollten Dosiersprays anstatt Tropfen verwendet werden. Ganz wichtig ist, dass die Zubereitungen frei von Konservierungsmitteln wie Benzalkoniumchlorid sind. Dieses trocknet die Schleimhäute zusätzlich aus und schädigt bereits nach kurzer Zeit das Flimmerepithel.
[Anm.: es gibt gut verträgliche, nicht austrockende, sondern sogar pflegende Alternativen zu den genannten Wirkstoffen!]

Schleimlöser: Pflanze schlägt Chemie

Schleimlösende Mittel, sog. Expektorantien, wie Ambroxol, Bromhexin und Acetylcystein haben eine festen Stellenwert bei der Therapie der Sinusitis. Doch auch für diese chemisch definierten Substanzen fehlt ein Nachweis, dass die Krankheitsdauer und –heftigkeit bei einer Stirnhöhlenentzündung verkürzt wird. Dies geht ebenfalls aus den Leitlinien hervor. Erstaunlich und bemerkenswert ist die Tatsache, dass diese neutralen und kritischen Empfehlungen einem pflanzlichen Mischpräparat mit 5 Bestandteilen eine Wirksamkeit zuerkennen.

Myrtol – wirksam und verträglich

In der Behandlung der akuten und chronischen Bronchitis, aber auch der Sinusitis bewährt hat sich das ätherische Öl Myrtol. Das Muko-Sekretolytikum enthält diesen pflanzlichen Wirkstoff, der das Krankheitsgeschehen auf vielerlei Weise günstig beeinflußt. Myrtol regt nicht nur die Zilientätigkeit der Bronchialschleimhaut an, es wirkt auch sekretolytisch und -motorisch. Ferner lassen sich antimikrobielle, antioxidative, immunmodulierende sowie antiphlogistische, schleimhaut-abschwellende Effekte nachweisen.

Wie sich diese Eigenschaften in der Praxis auswirken, zeigte eine Multizenterstudie von J. Pellar et. al.
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Bei allen Kriterien war die Überlegenheit gegenüber Placebo eindeutig.
 Magensaftresistente Myrtol-Präparate müssen mindestens eine Stunde vor den Mahlzeiten eingenommen werden, um optimale Wirksamkeit und Verträglichkeit zu erzielen.

Statement der aktuellen Leitlinie: „Durch den Nachweis der Wirksamkeit von Myrtol standardisiert bei der akuten, nicht komplizierten Rhinosinusitis konnte in gewissen Fällen auf die Behandlung mit Antibiotika verzichtet werden. Es bestehen daher Hinweise für symptomlindernde und kurative Wirkungen von Myrtol und Cineol, bei akuter, nicht bakterielle Rhinosinusitis.
[Anm.: Und Aromatherapie beschränkt sich keineswegs auf diese beiden äth. Öle, die bei ganzheitlicher Therapie sehr individuell an den Patienten angepasst werden sollten!]

Bromelain – boostet Antibiotika

Schon seit längerem ist bekannt, dass Bromelain nach oraler Gabe die Gewebspermeabilität von Antibiotika (Penicilline, Tetracyline) erhöht. Dies steigert die Resorption und führt bei subkutaner oder intramuskulärer Applikation der Antibiotika zu einer Verbesserung der Diffusion. Es lassen sich höhere Serum- und Gewebespiegel erzielen und die Nebenwirkungen einschränken. Ryan et al. fand in einer randomisierten, doppeltblinden, klinischen Studie zur Behandlung von akuter Sinusitis, dass 83% der Patienten, die Bromelain erhalten hatten, eine komplette Heilung einer Nasenschleimhautentzündung gegen 52% der Placebo-Gruppe zeigten.

Meerrettich und Kresse als starkes Duo

Ein Kombinationspräparat aus Kapuzinerkresse und Meerrettich wird seit Jahren mit Erfolg zur unterstützenden Therapie bei Infektionen der Harn- und Atemwege angewendet. Wirksame Bestandteile sind Senföle (Isothiocyanate), die in vitro eine breite antibakterielle Wirkung gegen grampositive und gramnegative Bakterien aufweisen. Die Kombination aus Kapuzinerkressenkraut und Meerrettichwurzel wirkt bei Atemwegs- und Harnwegsinfektionen vergleichbar gut wie Antibiotika und hat dabei weniger Nebenwirkungen.
[Anm.: bevor überhaupt ein Antibiotikum verschrieben wird, sollte mgl. ein Versuch mit diesem Präparat vorangegangen sein.]
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Nasenspülungen – hyper besser als hypo

Täglich ein- oder mehrmalige Nasenspülungen mit Kochsalz oder Emser Salz helfen, fest sitzenden Schleim zu lockern. Zudem sind sie eine preiswerte und effektive Prophylaxemethode. Die Lösung sollte nicht hypoton sein. Für eine reinigende Spülung sollten isotone Salzkonzentrationen verwendet werden. Ist hingegen eine Reizwirkung und eine Rhinorrhoe gefragt, fertigt man eine hypertone Lösung an (ca. 3% Kochsalz). Die Nasenschleimhaut toleriert derartige pH-Abweichungen mit Brennen und Schmerz, deshalb sollten hypertone Lösungen alkalisiert werden. Hierzu eignet sich Natriumhydrogencarbonat (eine Messerspitze auf 250 ml Lösung).