30. Dezember 2020

Die Mondin als Symbol der Seele

Mond-Wohlfühl-Ritual

Mit diesem Vollmond steht die Mondin sogar in ihrem eigenen Zeichen. Daher lässt sich in diesen Tagen ihr Wirkprinzip gut in uns spüren. Wie wäre es mit dem Abtauchen in eine heisse Badewanne?

Wer tiefer in die wässrige Gefühlswelt abtauchen will, kann das Bad mit Meditation verbinden, z.B. mit Tonglen. Wer sich lieber durch eine Meditation durchführen lassen mag, findet eine wunderbare Mond-Meditation, sogar incl. Tonglen-Sequenz, auf folgender CD/download: 

https://www.randomhouse.de/Hoerbuch-Download/Die-Lebensprinzipien/Ruediger-Dahlke/Arkana/e440543.rhd
(vielleicht ein schönes, verspätetes Weihnachtsgeschenk für Dich selbst?)

Das Mond-Prinzip der Funktionalität 

Die Mondin spiegelt uns das Dao, den Weg des Wechsels und Wandels, den wir Leben nennen. Dieses pure "Lebendig-Sein" ist das Prinzip Funktionalität, das unwillkürliche Funktionieren, wenn die essentiellen Grundbedürfnisse erfüllt sind. Dazu gehört auch das Bedürfnis nach Geborgenheit, Nähe und fürsorglicher Liebe. Sie nährt die Grundbedürfnisse, die jedes lebendige Wesen hat, ob komplexer Mensch oder kleinste Zelle, damit sie gut funktionieren kann. Essen, Trinken, Schlafen, Geborgenheit, Fortpflanzung – instinktive, spontane Reaktionen ohne Bewertung – Magen, Mund und Brust. Lymphe, Liquor, Reptilienhirn, Denken in Assoziationen, der nie endende Strom an Gefühlen, Bildern, Gedanken. In all dem spüren wir das Mond-Prinzip des Lebens.

Die Mondin regiert in uns die Wasser des Lebens, aus denen wir größtenteils bestehen, in all unseren Zellen. Wenn ihr Zyklus schafft die Ozeane zu bewegen, wieso wollten wir dann nicht auch ihren Einfluß in unseren wässrigen Körpern spüren?

Die Mondgöttinnen

Die Mondin empfängt das Licht der Sonne und gibt es an die Erde ab als Licht der Nacht, kuühl und silbrig. Die Menschen sahen die Mondin und verehrten sie als urweibliche, yinige Göttin. Sie war ihre Nacht, ihr tiefes Bewusstsein. Sie fühlten sich mit ihrem Rhythmus verbunden in ihren Ritualen, wie auch mit Mächten, die weit größer als sie selbst waren. 

Was auf der Erde keinen Platz hatte an Träumen und Sehnsüchten wurde der Göttin ü̈bergeben. Alle Völker, alle kulturen haben auf ihre Art die Mondin verehrt und sie ganz pragmatisch als Rhythmusgeberin genutzt. Die Mondin ist Erinnerung, ein Sammelgefäß unserer Vergangenheit. Schauen wir also selbst nach oben und beobachten wir im Alltag unsern innere, emotionale Mond-Göttin, wie sie sich wandelt. Denn Planeten sind lebendige Archetypen.

Die Mondin ist unsere Seelenführerin, die uns mit ihrem Wachsen und Abnehmen eine sich ständig erneuernde Botschaft sendet. Wer sie entschlüsselt, findet das Tor zum spirituellen Körper über die emotional-seelischen Ebene. Wer sie nicht findet, reibt sich in Spannungen auf. Der Weg ins Geheimnis der Mondgöttin ist der Weg ins Labyrinth der Gefühle, der eigenen Verletzlichkeit.

©M. Kabel (CC-BY 2.5)

Die Ge-bär-göttinnen aus prähistorischen Zeiten, wie die runde Willendorferin, erinnern an die Sehnsucht unserer kindlichen Seelenanteile nach intrauteriner Geborgenheit in Mamas rundem Bauch, rund wie die volle Mondin. Als Sichel wiegt sie ihr Kind dann sanft. Mund, Brust, Magen, der kleine Gierschlund, ist uner-sätt-lich, kann nie genug bekommen von Mama. Un-mündig ist dagegen die krankhafte Gier des Magens (ein Symptom in der chin. Medizin), wenn Erwachsene ihre emotionale Sehnsucht nach der Geborgenheit der mater (Mutter) auf eine andere Ebene verschieben, nämlich auf die mater-ielle. Doch dort kann sie nie befriedigt werden. 

Hijo de la luna

Über das Kind der Mondin gibt es ein wunderschönes Zigeunerlied von Mecano:



Eine Übersetzung  des Textes gibt es hier:
https://www.swr.de/swr1/bw/musik/article-swr-9870.html

 Quellen/Lesestoff:

Luisa Francia. Berühre Wega, kehr’ zur Erde zurück : Trancen, Meditationen und Rituale mit Sternen.
München: Verlag der Frauenoffensive, 2001.
isbn: 3881041206.

Dana Gerhard. Die Planeten. Web. Dez. 2020  https://www.astro. com/astrologie/in_dgplanets_g.htm?nhor=22891064.

29. Dezember 2020

Der letzte Vollmond in 2020

 

Es ist ein besonderer Vollmond, jetzt "zwischen den Jahren", in den ohnehin schon merkwürdig-magischen Rauhnächten, jetzt, am Ende eines sehr merkwürdigen Jahres. 

R.Hempel/DLR(CCBY3.0)

 

Dieser Vollmond bringt uns mit zwei sehr machtvollen Energien in uns in Kontakt. Nämlich die Mächte der symbolischen Archetypen von Vater und Mutter. Es spielt keine Rolle, wie alt wir sind. Oder ob unsere Eltern noch leben, oder wie unser Verhältnis zu ihnen ist. Sie repräsentieren unser Bedürfnis nach Schutz, Sicherheit, Geborgenheit, Stabilität. Jeder von ihnen auf eine ganz bestimmte Art. Geraten diese Energien aus dem Gleichgewicht, beschwören sie den Schatten von autoritärem Machtmissbrauch und ohnmächtiger Hilflosigkeit herauf. Begegnen wir dem Ausdruck dieser Schatten in uns, fühlen wir uns einsam und unsicher, ungeliebt, als Waisenkind ohne Mutter und Vater. Stärken wir jedoch ihre lichteste Seite, fühlen wir uns sofort geerdet, geliebt und Teil von etwas viel Grösserem als wir selbst je sein könnten.

Es ist der perfekte Moment für ein kleines Ritual. Jedes Ritual geht weit über uns selbst hinaus. Selbst wenn wir es allein im Zimmer zelebrieren, in einem Moment, in dem wir uns von der Welt und allen guten Geistern abgeschnitten fühlen, werden wir merken, wie uns dieses 3-Minuten-Ritual  mit der universellen Energie des Universums verbindet

Tonglen ist eine machtvolle buddhistische Übung des Prinzips des geteilten Leides und das Teilen des  Mitgefühls. Was immer uns gerade an Leid bedrückt, das bedrückt ähnlich auch andere. Wir können uns diese leidvolle Energie wie dunkle Schatten vorstellen, die unsere Atmoshäre verdunkeln. Voller Mitgefühl mit uns selbst und für andere atmen wir diese dunkle Energie ein, um sie zu verwandeln. Wir atmen Segen und gute Wünsche aus. So ziehen wir Vertrauen und Kraft an. Wir atmen und transformieren Dunkelheit in Licht. So kann das helle Mondlicht  durch die dunklen Wolken immer besser leuchten. Wir atmen alle guten Wünsche aus, die wir für uns und andere ersehen. Wir atmen und senden das silbrig-reine Licht der Mondgöttin in die ganze Welt hinaus:

Blick zur Mondin hinauf oder stell Dir vor, wie die volle Scheibe der Mondin über Dir leuchtet. Sie badet Dich in eine Hülle aus ihrem schützenden Licht. Dein Raum wird von dieser vibrierenden Kraft verwandelt. Er füllt sich mit reiner Energie. 

Steh auf und erhebe Deine Arme über den Kopf. Die Handflächen zeigen zueinender und zugleich zur Mondin. Fühl Dich wie eine  Priesterin aus alten Zeiten und ziehe die Kraft der Mondin zu Dir hinaus, in jede Deiner Zellen - von den Augen, durch den Hals, über die Brust, durch den Bauch und die Beckenschale, bis hinunter zu den Zehen. Geniess diese wohlige Energie. Sie schwingt voller Kraft, die sie Dir gibt, nährende, pure Lebensenergie.

Leg nun die Hände auf Dein Herz. Massiere dieses Energiezentrum und spüre, wie Dein Herz kraftvoll schlägt. Nimm Dir einige Atemzüge Zeit, Dich auf Deinen Atemrhythmus einzustimmen. Dein Atem atmet sich selbst. 

Dann übe Tonglen. Atme ein mit der Vorstellung, wie Du die dunklen Nebel der Welt einatmest und sie in Dir durch das Licht des Vollmondes aufgelöst werden.

Atme alle Angst ein.
Atme dann Mitgefühl und Sicherheit aus. 

Atme alle Ungerechtigkeit ein.
Atme Mitgefühl und Weisheit aus. 

Atme Grausamkeit ein.
Atme Mitgefühl und Verbundenheit mit allem aus. 

Atme Sorgen ein.
Atme Mitgefühl und Ausgeglichenheit aus.  

Atme  Verurteilung ein.
Atme Mitgefühl und bedingungslosen Respekt aus. 

Atme solange, bis Du und das Licht des Vollmondes die ganze Welt verwandelt habt. Geniess die Ruhe und den Frieden in der Welt rund um Dich noch für einige Atemzüge.

9. Dezember 2020

Lockdown: Macht den Laden endlich dicht!

 

Die "Schwesterfraudoktor"
spricht mir mit ihrem Blogbeitrag aus der Seele:
(Geklauter Artikel aus DocCheck Blogger "Aus dem Alltag einer Landärztin und Journalismusstudentin. Lustiges, Kurioses, Nachdenkliches und Ernstes.)

Lockdown nennt ihr das?
Ich spüre davon nichts.
Im Gegenteil:
Ich wünsche mir nichts dringender,
als einen echten, harten Lockdown.
Und zwar bis nach Silvester.

Mal ehrlich – war was?
Corona? Lockdown? Lockdown light?
Oder eher Lockdown Zero?
- Voller Geschmack, aber wenig Wirkung?
Wo sind wir denn bisher gelockdownt?
Merkt ihr noch etwas davon? 

Die Infektionszahlen steigen weiter, aber draußen ist alles normal. Gut, meinetwegen steigen die Zahlen etwas langsamer, aber jeden Tag um die 20.000 neue Fälle sind mir persönlich immer noch zu viel.

Und könnte damit nicht die geänderte Teststrategie etwas zu tun haben? 

Es werden ja nicht mehr alle verdächtigen Fälle, sondern nur noch die mit aussagekräftiger Symptomatik, bzw. diejenigen mit gesichertem Kontakt getestet, weil die Labore an ihre Grenzen stießen. Die Antwort auf diese Frage überlasse ich den Experten. Ich kann nur beurteilen, was ich in meiner täglichen Arbeitspraxis sehe: Es wird mehr. Und es ist überall.

Es ist überall – und es wird nur mehr

Wir telefonieren uns die Finger wund, weil wir ja netterweise telefonisch krankschreiben dürfen. Und was glaubt ihr, wie oft wir hören: 

  • „Der Arbeitskollege neben mir an der Werkbank ist vorgestern positiv getestet worden ...“
  • „In der Wohngruppe 2a der Altersresidenz haben zwei Bewohner Corona ...“
  • „Die Klassenkameradin hat es ...“
  • „Ich habe seit gestern keinen Geruch mehr ...“

Es. Ist. Überall.

Corona hat viele Gesichter

Es klingt nicht nur dramatisch, das ist es auch. Auch wenn wir als Hausärzte viele leichte Fälle sehen: Es ist keine Grippe!

Neulich hatte ich eine Patientin, die wegen eines gebrochenen Arms in die Notaufnahme ging und positiv getestet wurde. Sie hatte null Beschwerden. Nichtsdestotrotz hat sie ihre Erkrankung weitergetragen. Je nachdem, wie sehr sie sich an alle Regeln gehalten hat.

Eine andere Patientin erzählte mir, dass sie noch nie so krank war, wie mit COVID. Und sie hatte einen leichten Verlauf. Zwei Wochen hat sie einfach nicht gesprochen, weil ihr die Kraft zum Sprechen gefehlt hatte. 

Ein Vater und ein Sohn hatten Fieber, Kopfschmerzen und den berühmten Geruchs- und Geschmacksverlust. Eine andere betroffene Familie war ebenfalls eher leicht betroffen. Sie litten unter Fieber und Kopfschmerzen, beziehungsweise unter leichtem Husten. Der Vater war danach wochenlang stark erschöpft, die Mutter leidet unter wechselnden Nervenschmerzen.

Ein Kapazitäten bindendes Chamäleon

Corona ist ein Chamäleon. Wir finden jegliche Symptomatik von „Nix“ bis „Tod“. In meinem kollegialen Umfeld bekomme ich immer wieder mit, wie überlastet die Intensivstationen sind. Wie aufwändig die COVID-Patienten in der Behandlung sind. Wie stark das Virus auch im Personalstand grassiert.

In meiner weiteren Umgebung ist eine Einrichtung für behinderte Menschen betroffen. Eine alte Patientin von mir musste ihr erwachsenes Kind, das in den späten 40ern ist, deswegen nach Hause holen und es pflegen. „Ich liebe mein Kind, natürlich mache ich es gerne. Aber ich kann nicht mehr“, sagte sie.

Es. Ist. Überall.

Corona ist keine Grippe. Corona bindet Kapazitäten, die für die Behandlung von anderen Erkrankungen nun erschöpft sind. Was passiert, wenn die Intensivstationen voll sind? Wenn wir manche Krankheit nicht mehr behandeln können, weil das Pflegepersonal erschöpft ist? Oder weil alle krank sind? 

Höchste Zeit für einen harten Lockdown

Ich merke nichts von diesem Lockdown. Klar, ich gehe zur Arbeit und habe dort meinen menschlichen Austausch, dann gehe ich nach Hause und habe den Alltag mit meinen Kindern. Wir gehen raus, wir gehen in die Natur. Ich kann einmal die Woche einkaufen gehen und uns leckere Sachen kochen. 

Aber wir haben keinen Lockdown. Die Straßen sind voll.

Gestern wollten wir im Schnee wandern, das haben wir auf einem benachbarten Berg (= Hügel) auch getan. Ich war sehr erstaunt zu sehen, dass man dort rodeln durfte. Die Leute standen recht eng beieinander, die Glühweinstände hatten geöffnet. What? Wir stapften weiter durch den Winterwald und tranken unseren mitgebrachten Weihnachtstee. Alleine.

Wir haben keinen Lockdown. Man geht jetzt eben einkaufen, statt in den Freizeitpark zu gehen. Lebensmittel- und Nippesshopping als neue Freizeitbeschäftigung. Wir haben keinen Lockdown, wir haben höchstens einen Lockdown Zero. Aber wir brauchen den richtigen Stillstand. Ein harter Lockdown und zwar sofort. Das brauchen wir dringend.

Sorry, Tante Elfriede

Ich bin auch der Meinung, wir dürfen an Weihnachten keine großen Treffen veranstalten. Das ist zwar maximal doof, aber seit wann möchte jeder an Weihnachten plötzlich seine gesamte Verwandtschaft aus Hinterburghausen treffen?

„Oh Gooott, ich muss Tante Elfriede treffen! Muss die alte Schrulle wieder alle mit ihren vertrockneten Weihnachtsplätzchen umbringen?“, hieß es noch im letzten Jahr.

„Oh Gooott, ich muss Elfriede dieses Jahr ganz dringend sehen! Weißt du noch? Ihre trockenen Plätzchen? Herzallerliebst!“, spricht man dieses Jahr.

Amerika erlebt gerade nach Thanksgiving seine Retourkutsche. Und das wird uns nach Weihnachten auch blühen, wenn wir Tante Elfriede getroffen haben. 

Ich habe auch keine Lust auf Homeschooling, ganz ehrlich. Aber ich hab noch weniger Lust auf Corona. Es ist nun mal so: In dieser Situation stecken wir alle nur ein – und sollten also auch gemeinsam zurückstecken und Rücksicht aufeinander nehmen.

Wie viele andere bin ich auch dafür, dass wir den ganzen Laden bis nach Silvester dicht machen. 

Sorry, Tante Elfriede. 

 

8. Dezember 2020

Gandusha, Ölziehen mit einem Mundpflegeöl

Teil der ayurvedischen Morgenroutine

Der Ayurveda empfiehlt, morgens die Mundhöhle mit speziell aufbereitetem Mundpflegeöl– Gandusha – zu spülen. 

Hier, im Mund-Rachenbereich ist eine hochaktive Lymphzone. Das „Ölziehen“ wirkt lokal auf die Schleimhäute entgiftend und beseitigt Stoffwechselrückstände im Bereich der Immunzone des Waldeyerschen Rachenringes. Die Mundhöhle wird nicht nur entgiftet, sondern auch die Schleimhaut  geschmeidig gehalten und gegen Erreger immunisiert.

Die entzündungshemmende Wirkung für das Zahnfleisch durch Anwendung von Ölen ist an der Kieler Zahnklinik im Rahmen einer Studie überprüft worden. Das Öl dringt tief in die Zahnzwischenräume und die Zahnfleischtaschen ein und lösen dort sitzende, schädliche Bakterien. Zahnbeläge werden reduziert. Das Bewegen des Öls durch die Mundhöhle massiert sanft das Zahnfleisch. Auch die Kiefermuskulatur wird trainiert und gelockert.

Doch über das Lmphsystem wirkt Ölziehen unterstützend auf den gesamten Organismus. Die Mundhöhle ist ein Teil des Verdauungssystems. Für die chinesische Medizin ist das die "Mitte", um die sich alles dreht. Ist die Mitte geschwächt, ist der ganze Organismus geschwächt.

Charaka Samhita, der Klassiker des Ayurveda lehrt:

  • Die Durchführung des Ölgurgelns 
  • stärkt die Kieferknochen und die Stimme, 
  • entwickelt das Gesicht 
  • und maximalen Geschmack der Nahrung 
  • Zähne bekommen kein Karies und werden fest verwurzelt.
  • Es gibt keine Zahnschmerzen noch Sensibilitäten, 
  • die Zähne können selbst die härteste Nahrung kauen.

(Zitat aus dem klassischen Text)

Durchführung:

  • 1 Tee- bis 1 Esslöffel Gandusha-Öl in den Mund nehmen. Nicht zuviel Öl verwenden. Der Speichelfluss wird extrem angeregt, es wird immer mehr Emulsion im Mund.
  • Langsam zwischen den Zähnen durchziehen. Dabei entspannt bleiben, kein Kampf und Krampf.
  • Nach ca. 5 Minuten das Öl wieder ausspucken. Es ist nicht schlimm, wenn Anfänger die 5 min noch nicht schaffen. Dann lieber locker in 2 Etappen ziehen.
  • Anschließend kann ein weiterer Löffel Öl zum Gurgeln in den Mund genommen werden. Das wirkt sich besonders wohltuend auf Hals und Mandeln aus. 
  • Danach den Mund gut mit warmem Wasser ausspülen und die Zähne putzen. 

 Wohin ausspucken?

Am besten in die Toilette ausspucken und gut nachspülen. Der Abfluss des Waschbeckens läuft Gefahr, schnell zu verstopfen. Das Abwasser wird nicht belastet, entgegen aller Behauptungen. Denn wir verwenden natürliche Öle und kein synthetisches Mineralöl. Durch die gelösten Giftstoffe (Schwermettalle, Amalgam, etc)  ist es  Restmüll und sollte aus diesem Grund nicht auf den hauseigenen Kompost gespuckt werden.

Geeignete Öle:

Pures Sesam- oder Olivenöl, in Bio-Qualität eignet sich für uns auf der kühlen Nordhalbkugel am besten. Kokosfett ist grundsätzlich auch geeignet. Sesamöl hat dabei die intensivste entgiftende Wirkung, zusätzlich ist es antibakteriell, antiviral und fungizid. Das Sesamöl wird vorab "gereift", wodurch es noch besser in die Haut eindringen kann.

Es gibt auch spezielle Gandushaöle, die mit Kräuterzusätzen und ätherischen Ölen gemischt sind. Zum einen wird die Wirkung verstärkt. Zum anderen erleichtert der verbesserte, frische Geschmack gerade Anfängern den Einstieg ins Gandusha, z.B.


 

Vorbeugen ist besser als Heilen!

 

Bei allem Ungemach, den uns in diesem Jahr die Virus-Pandemie bereitet, sind wir keineswegs schutzlos ausgeliefert. Sobald wir konsequent unsere Abwehrbarriere stärken, wirken unsere Massnahmen vor allem zugleich auch gegen alle anderen möglichen Erkältungsviren. 

Seife, Alkohol und ätherische Destillate
zerstören die Virushülle

Gerade das aktuelle CoV-2-Virus ist ein empfindliches Virus. Normale Seife und alle fettlöslichen Mittel wie Alkohole zerstören seine Schutzhülle. Deswegen ist Waschen mit Seife so effektiv, dass es noch nicht einmal hohe Waschtemperaturen braucht. (Andere Viren sind weit weniger empfindlich!) 

Auch ätherische Destillate greifen diese Schutzhülle an. Zugleich wirken sie nicht nur zerstörend auf Erreger, sondern sie lösen in unserem Körper zugleich auch Schutzmechanismen aus und unterstützen die Immunabwehr, z.B. Thymian, Eukalyptus, Rosmarin, u.v.m

Schutz der Mund- und Rachenschleimhaut

Die erste Barriere, auf die Erreger auftreffen, sind unsere Häute und Schleimhäute vor allem von Mund, Rachen und Nase. Gerade vom CoV-2-Virus ist bekannt, dass es sich zu Beginn  in den Rachen- und Nasenschleimhäuten einnistet und dort massiv vermehrt. Gurgeln und spülen wir den Mund mit gerbstoffhaltigen Mundspülungen, wird die Schleimhaut "abgehärtet". Wir spüren das sogar an diesem "pelzigen" Gefühl, das von fast allen medizinisch-kosmetischen Mundspülungen ausgelöst wird. 

An der Ruhr-Uni Bochum wurde eine Studie durchgeführt, in der getestet wurde, wie effizient kommerzielle Mundspülungen auf diesen Virus wirken. Fazit ist, dass sie sehr effizient das Virus inaktivieren. Diese kommerziellen Mundspülungen töten allerdings ebenfalls sehr effizient alle möglichen Keime im Mundraum. Damit zerstören sie auch die gesunde Mundflora. Daher sollten wir diese bekannten Mundspülungen nicht täglich einsetzen (bekannte Produkte wie Chlorhex**d, List***ne, etc.

Die gesunde Alternative sind gründliche Spülungen mit 

  • frischen Salbeitee, den wir allerdings gute 10 Minuten zugedeckt ziehen lassen sollten, damit sich die Gerbstoffe gut lösen.  
  • Minz- und Thymian-Hydrolat mischen und 1 Teelöffel mit ettwas warmem Wasser gemischt zum Gurgeln verwenden (die Hydrolate sind z.B. über Fa. Oshadhi, Fa. Maienfelser erhältlich)
  • ayurvedisches Ölziehen (siehe nächster Beitrag!)

Auch das Kolloid G, Fa. Spenglersan, kann lokal aufgesprüht werden. In diesem Mittel ist ebenfalls Thymianextrakt enthalten. Zusätzlich sollte dieses Immunregulans immer auch äusserlich angewendet werden. (Für meine Patienten: siehe Infoblätter zur "Hausapotheke" )

Schutz der Nasenschleimhaut

Mittlerweile ist bekannt, dass gerade die Zellen der Riechschleimhaut vom CoV-2-Virus attackiert werden. Über sie scheint der Virus sich Zugang ins Gehirn zu verschaffen, was zu den neurologischen Symptomen als Komplikation führt. Riechstörungen als schon lange bekanntes Symptom nach viralen Infektionen sind da noch das geringste Übel.

Auch die Nasenschleimhaut als Schutzbarriere sollten wir also pflegen. Denn durch die trockene Heizungsluft wird auch die Nasenschleimhaut im Winter oft zu trocken und borkig-rissig. Auch mit zunehmendem Lebensalter trocknen die Schleimhäute (nicht nur bei Frauen!) zunehmend aus. Verwenden wir doch am besten gleich eine Nasenpflege, die befeuchtet und pflegt, und zugleich auch sanfte ätherische Öle enthält:

  • Fa. Wala, Nasenbalsam, Nasenbalsam für Kinder (noch sanfter)
  • Fa. Weleda, Nasenöl
  • Fa. Taoasis, Meditao Angelikabalsam

(Sie alle sind über eine Apotheke zu beziehen)

Diese Nasenpflege sollten wir dann vor allem anwenden, bevor wir das Haus verlassen und in Kontakt mit anderen Menschen kommen. So ist unsere Schleimhautbarriere hinter der Mund-Nasen-Maske gleich doppelt geschützt!

Solange wir keine akute Rotznase haben, können wir auch  Nasenspülungen mit einer Salzlösung machen. Zusätzlich kann auch hier Kolloid G, Fa. Spenglersan zugeben werden.

Schützende Dufthülle

Und wer den Duft von würzigen Kräutern ohnehin mag, der kann sich auch mit einem Raumduftspray einhüllen. Einfach ein paar Sprühstösse in den Raum geben. Direkt auf die Haut sollten diese Sprays nicht gegeben werden. Es reicht völlig, sich mit ein paar Sprühstössen indirekt einzunebeln. Oder einige Sprühstösse auf die Kleidung rund um Schulter/Nacken aufsprühen. Bzw. 1-2 Sprühstösse dürfen auch auf die Mund-Nasen-Maske gegeben werden. 

Diese Duftsprays verbessern nicht nur die Raumluft, sondern die enthaltenen ätherischen Destillate (Thymian, Eukalyptusarten, Oregano, Bohnenkraut, etc) wirken tatsächlich auch antiviral in der Raumluft, z.B. in Klinikzimmern, im Seniorenheim, im Büro:

Der Oregatan-Hygienespray wie auch der Oregatan-Handspray von der Taoasis wirken als Desinfektionsmittel. Der Hygienespray ist nicht für die Anwendung auf der Haut geeignet. Auch der Handspray sollte wie alle Handdesinfektionsmittel nur dann verwendet werden, wenn keine Möglichkeit zum Händewaschen besteht, also so selten wie möglich. Doch er ist eine prima Alternative zu den synthetischen Handdesinfektionsmitteln.


1. November 2020

Sirb, bevor Du stirbst!

 

Der Vollmond von gestern auf heute ist kein gewöhlicher. Der schaurige Halloween-Kitsch zeigt zwar meist eine düstere Vollmondkulisse voller Werwölfe. Doch ein Vollmond in der Halloween-Nacht geschieht nur alle 19 Jahre,  noch dazu zugleich als "blue moon" zuletzt 1944.



Sterben können heisst leben lernen

Um im Tod gesegnet zu sein,

muss man leben lernen.
Um im Leben gesegnet zu sein,

muss man sterben lernen.

So lautet das Lied der dunklen Göttin. Das Sterben und der Tod des Winters ist für uns heutige Menschen ein riesiges Tabu-Thema. Wir haben vergessen, wie wir sterben. Und weil uns das Sterben und der Tod so fremd geworden sind, löst er in uns abgrundtiefe Panik aus. Geschürt wurde diese seit Jahrhunderten von den christlichen Kirchen, die unsere Verstorbenen ins Fegefeuer schickt, wo sie die Sünden ihres Lebens büssen müssen. Die Lebenden gedenken an Allerheiligen und Allerseelen ihrer und senden ihnen Hilfe in Form von Gebeten, Fasten und Almosen.

Wir glauben heutzutage, der Tod sei die grösste Herausforderung untern all den Lebensübergängen, wie Geburt, Pubertät oder Hochzeit. Die Völker der Urzeiten haben da keinen grossen Unterschied gesehen. Denn:

Seit Jahrtausenden wissen die Völker dieser Erde, wie man stirbt, auf symbolische Weise wie auf körperliche Weise. Überall um sich herum konnten die Menschen die Zyklen von Stirb und Werde beobachten. Wer den Launen der Natur in der Wildnis ausgesetzt ist, lebt immer mit dem Tod als Teil des Lebens. 

Für die Urvölker war die gesamte natürliche Welt von ewigem Leben erfüllt. Sie veränderte sich ständig. Und sie erneuerte sich andauernd. Der Tod des physischen Körpers war nur eine weitere Transformation (Erde), nur ein weiterer Übergangsritus.

Der Anthropologe van Gennep schreibt:
Für Gruppen wie auch für Individuen bedeutet das Leben selbst, abgetrennt und wiedervereint zu werden, Gestalt und Verfassung zu ändern, zu sterben und wiedergeboren zu werden. Es bedeutet zu handeln und zu enden, zu warten und zu ruhen, um dann wieder mit dem handeln zu beginnen, aber auch eine andere Weise.

Bald entwickelten die frühen Kulturen Rituale, als Ausdruck dieser Lektion der Transformation. Die Menschen damals mussten ums Überleben kämpfen. In einer Welt voller Chaos und Unvorhersehbarkeiten führten Zeremonien, die zu strategisch wichtigen Zeiten im Leben abgehalten wurden, zu einer gesunden Entwicklung des Einzelnen. Sie unterstützten zugleich das fortdauernde Wohlergehen des ganzen Stammes. 

Diese Zeremonien gaben den Menschen Instruktionen und damit Halt. Sie gaben das Bild des Universums weiter, das mit den Erfahrungen des Stammes übereinstimmte. Zugleich erweckten einen Sinn für Ehrfurcht und Dankbarkeit für das Mysterium und das Mystische. 

Darüber hinaus hatten die Zeremonien auch die wichtige Aufgabe des Grenzen-Setzens, die darin bestand, die Normen einer gegebenen moralischen Ordnung einzuprägen und zu fördern. Und sie gaben den Menschen Anleitung, wie man leben und sterben sollte.  

(lesenswert: Scott Eberle,
 Das Lied der Dunklen Göttin,
 Arun-Verlag, Uhlstädt-Kirchhasel, 2011)

Hierzulande herrscht an Allerheiligen Grabesstille, Musik- und Tanz-veranstaltungen sind gesetzlich untersagt. Ignorieren wir den Kommerzkitsch, der aus USA zu uns schwappt. Doch ein ein Stückchen südlicher konnten die christlichen Conquistadores in Mexiko die indigenen Weltsicht nie verdrängen. Dort wird der Tod bis heute als Anfang eines neuen Lebens gefeiert. Dieser Übergang in eine andere Daseinsform wurde nie als Trauerspiel, sondern immer als Fest gefeiert. 

Die Seelen der Verstorbenen kehren an diesen Tagen zu ihren Familien zu Besuch zurück. Und das Gedenken der Verstorbenen wird farbenprächtig gefeiert mit buntem Trubel auf den Strassen, mit Essen und Trinken, buntem Blumenschmuck, Kerzen und Lichtern, Musik und Tanz. 

In der Nacht zum 02. November wird bis Mitternacht wieder Abschied von ihnen auf den Friedhöfen genommen. Dann schliesst sich wieder die Verbindung ins Jenseits, die Toten kehren dorthin zurück. Das Fest ist zu Ende, bis zum nächsten Jahr.

Mit der Geburt beginnt das Sterben. Alle Zeit ist eins, untrennbar. Damit existieren wir zugleich in allen Zeiten. Unser jetziges Leben ist das Ergebnis aller vorherigen Leben. Alle Zukunft hängt von dieser Gegenwart ab. All unsere Leben sind miteinander verbunden. Daraus resultiert als wichtigste Erkenntnis: 


Das jetzige Leben, die Gegenwart, muss geachtet werden!

Wir alle verschwenden zu viel Qi, indem wir die Gegenwart ignorieren. Viele Menschen haben Angst, was die Zukunft bringt. Sie haben Angst vor Leiden und Siechtum, vor dem Tod. Dabei denken sie gar nicht darüber nach, was sie jetzt tun können, um ihre Gesundheit zu erhalten und Leiden zu vermeiden. Sie schätzen damit den Augenblick nicht wert.

Wenn der Tod naht, spätestens dann fürchten wir uns. In dem Moment erleben wir die Zukunft, aber erkennen das nicht. Würden wir wirklich verstehen, wie jener Augenblick und die Zukunft zusammenhängen, könnten wir uns in auf höchst spirituelle Weise kultivieren. 

Dann könnten wir verstehen, was in unserer Zukunft geschehen wird und bräuchten keine Angst davor oder vor dem Tod zu haben. Wir könnten jeden Moment genießen. Wenn der Moment des Todes naht, könnten wir uns auf diesen Moment freuen. Denn nun ist die Zeit gekommen, um unseren Geist in ein neues Lebensmuster zu verschieben. Der Tod ist nur ein Augenblick der Transzendenz für ein erleuchtetes Sein, um das neue Leben zu preisen, das gerade entsteht.

Viele Menschen wollen gern mehr über die Vergangenheit und ihr vergangenen Leben wissen. Das ist jedoch unwichtig! 

Das Yijing erinnert uns daran, dass nicht das Ereignis wichtig ist. Sondern die Reaktion auf das Ereignis ist alles. Die Vergangenheit ist vorbei. Wollen wir also wirklich etwas über unsere Vergangenheit wissen, dann müssen wir jetzt die Gegenwart und unsere Muster studieren. Sie sind nämlich nichts anderes als die Reflexionen der Vergangenheit. In unserem jetzigen Leben erfahren wir zugleich all unsere vorigen und zukünftigen Leben. So erfahren wir wahrlich mehr über unsere Vergangenheit ohne die Gegenwart zu missachten.

Unser Körper mit seiner sinnlichen Wahrnehmung und seinen Symptomen ist dazu das Instrument. Nehmen wir uns doch mal die Zeit, unsere konkreten, körperlichen Reaktionen auf Erinnerungen aus der Vergangenheit JETZT wahrzunehmen. Öffnen wir unser Herz für uns selbst 
— und alles, was da ist und geschieht.


27. Oktober 2020

Verschoben und via Skype

 

Aufgrund der massiv gestiegenen Infektionszahlen findet das Wochenende erst Ende November und via Skype statt. Damit entfällt die ursprüngliche Teilnehmerbegrenzung. Wer mitmachen möchte, ist herzlich willkommen, mit und ohne Qi Gong-Erfahrungen:

Mit dem Herbst merken wir, wie Licht und Wärme von Tag zu Tag schwinden. Die dunkle und kalte Jahreszeit nähert sich. Unser innerer Krieger braucht Schutz, Ruhe und Wärme im Inneren. Das Immunsystem stärken ist der moderne Ausdruck hierfür. Dann können auch wir über Winter gut regenerieren. 

Um gerade zu diesen Zeiten gut in und durch den Winter zu kommen, werden wir  gemeinsam über diese drei Tage ein intensives Rundum-Wohlfühl-Winter-Programm erarbeiten, das aus Ernährung, Immunstärkung, aus stillen und bewegten Qi Gong-Übungen besteht. 

Voraussetzung ist ein internetfähiges Gerät (mit Lautsprechern oder kabellosen Kopfhörern, Kamera ist nicht zwingend erforderlich) mit installiertem Skype. (Diese App gibt es kostenlos.) Bei der Anmeldung mir bitte die email-Adresse mitteilen, die für den Skype-Account verwendet wird. Und es sollte die Möglichkeit geben, in diesem Raum für 2 Stunden ungestört üben zu können.

Die Kosten betragen 100,-€/Teilnehmer
(incl. ausführlicher schriftlicher Unterlagen)

Die verbindliche Einladung zur Teilnahme
erfolgt nach Zahlung der Teilnahmegebühr
in Absprache mit mir vorab.

Freitag, 27. November 2020 19 - 21h

Hauptthema wird Ernährung für den Winter (und fürs Wochenende). Es gibt ausführliche Anleitungen, Rezepte und einen Einkaufsplan, nach dem jeder Teilnehmer für sich an diesem Wochenende kochen kann. Wir lernen, wie wir mit ausgewählten Lebensmitteln unser Immunsystem über Winter fördern.

Samstag, 28. November 15-17h

Schwerpunkt werden Qi Gong-Übungen, um unseren Körper geschmeidig zu halten und ihn dennoch regenerieren zu lassen. Die Wirbelsäulen-Übungen gleichen das viele Sitzen im Winter aus.

Sonntag, 29. November 10-12h

Wir üben und wiederholen, damit jeder über den Winter für sich weiterüben kann. Tips für starke Immunkraft ergänzen.


21. Oktober 2020

Jede kleine Entscheidung zählt:

 

Isabella Eckerle, die Leiterin des Zentrums für Viruserkrankungen an der Universität Genf ist Expertin für neuartige Viren wie Sars-CoV-2. In einem Gastbeitrag der "Zeit" hat sie geschildert, welche kleinen Alltagsentscheidungen sie ganz konkret trifft. Hier der link zum Artikel. Im Folgenden eine Kurzzusammenfassung.

Es spielt keine Rolle, ob wir bei all den politischen Regeln noch durchblicken. Im Angesicht der europaweiten zweiten Welle sind wir nun alle gefordert, uns selbst ein Stück weit zurückzunehmen, um diese Pandemie einzudämmen. Dies nimmt nicht die Politik aus der Verantwortung, jetzt ebenfalls effektive Sofortmaßnahmen zu ergreifen – aber ebenso wenig können und sollten die täglichen Alltagsentscheidungen bis ins letzte Detail von Vorgaben reguliert werden. 

Wir sind dem Erreger Sars-Coronavirus-2 nicht schutzlos ausgeliefert. Nicht eine höhere Naturgewalt ist für die steigenden Infektionszahlen verantwortlich, sondern wir alle sind ein Teil dieser zweiten Welle. 

Denn das Virus braucht immer einen Wirt, um zu überleben und sich zu vermehren. Es ist auf eine kontinuierliche Weiterübertragung angewiesen. Nur wenn es immer wieder von einem Menschen zum anderen überspringt, bleiben Infektionsketten aufrechterhalten. Sobald ein Infizierter in der hochinfektiösen Phase niemand anderem nahekommt, bricht die Infektionskette ab und das Virus verschwindet in dieser Sackgasse.

Mit kleinen, klugen und vorausschauenden Entscheidungen können wir eine akzeptable Balance zwischen Infektionsschutz und Lebensqualität finden – dies sollte für die allermeisten für eine begrenzte Zeit tragbar sein. Es ist sehr sinnvoll,

  • Abstand zu halten
    (1.5m sind übrigens der MINDESTabstand mit Maske!)
  • Hände zu waschen
  • Maske zu tragen,
    sobald wir Menschen begegnen,
    mit denen wir nicht zusammenwohnen
  • gut zu lüften
  • Menschenansammlungen zu meiden

Entscheidend ist jetzt auch, wie wir diese Empfehlungen ganz konkret in unser Leben integrieren. Die Summe der vielen kleinen Alltagsentscheidungen jedes Einzelnen bestimmt, ob wir die Infektionsketten unterbrechen können oder immer tiefer in die zweite Welle schlittern. 

Nicht alles davon ist in jeder Situation, für jeden, zu jeder Zeit möglich. Niemand muss perfekt sein, und manch Uneinsichtigen wird man nicht überzeugen – dennoch: 

Jeder sollte jetzt tun, was er kann, um in der Summe das Infektionsrisiko stark zu verringern. Es kann auf Kleinigkeiten ankommen: Auf den einen Tag im Homeoffice, die eine abgesagte Party oder genau den einen ausgelassenen Restaurantbesuch, der womöglich eine neue Infektionskette hätte anstoßen können, die nun nicht entsteht.

 Sie schlägt pragmatische Verhaltensweisen vor, z.B.

  • Freunde treffen beim Spaziergang statt in der Kneipe
  • Wenige Menschen zugleich treffen, am besten draussen miteinander spazierengehen zum klönen
  • So oft wie möglich raus aus beheizten Räumen, frische Luft fürs Immunsystem
  • Auf den besuch in Sportstätten mit vielen Menschen verzichten, stattdessen besser einen ausgiebigen Spaziergang machen oder allein zuhauseüben, wenn möglich.
  • Im Zweifel absagen, ob private oder geschäftliche Termine

Und sie erinnert uns daran, dass wir uns durchaus jetzt schon mit der Planung für Weihnachten beschäftigen sollten. Es ist nicht zu früh, jetzt schon über Weihnachten zu sprechen – was in diesem Jahr kein normales Fest sein wird.

Die Absicht bewegt das Qi (II)

Null, Nichts — Der Anfang von Allem

Also zurück zum Ursprung. Dem sind wir am Anfang schon begegnet. Yuan bedeutet im Chinesischen z.B. Einleitung eines Vortrages oder Vorwort eines Buches. Die tiefste Bedeutung ist jedoch, dass eine Beziehung aus einem bestimmten Grund geschieht. Alles ist mit allem in diesem Universum verbunden. Es ist also weit mehr als Zufall, wenn Menschen einander treffen. Es ist Yuan, der Ursprung. 
Es ist kein Zufall, dass Du, lieber Leser, hier bist: 

Es entstand ein Impuls, der zu Existenz führt. Er setzt etwas in Bewegung, Qi. 
Wir entscheiden uns, erheben uns und handeln. Ohne Bewegung geschieht nichts. 
Wissen oder eine Idee ist nur das Samenkorn. Das ist Yuan. 
Es braucht Erde, Wasser und Sonne, um zu wachsen. Es braucht die richtige Umgebung zur rechten Zeit, die das Wachstum erst ermöglicht. Das ist Qi. Yuan und Qi sind der Grund für die Existenz von allem. 

So wie die Existenz dieses Blogs nur eine Einladung war, nur ein Teil, Yuan; 
erst durch Qi, durch Strom, eine funktionierende Datenleitung, Server, Neugier, durch Lesen, erreichen diese Worte Dich. 
Fehlt auch nur ein Faktor, eine Bedingung oder eine Bewegung, ist weiterhin Leere, Nichts, keine Existenz. 

Die Welt wurde erschaffen, weil die Bedingungen hierfür existierten und miteinander wechselwirkten. Yuanqi ist in Summe der Grund für alles, was geschieht. 

Das bedeutet jedoch auch umgekehrt, dass in Allem auch das Potential des Scheiterns steckt. Das Glas neben mir existiert als Trinkgefäss. Lasse ich es fallen, zerspringt es irreversibel in 10000 Stücke. 
In seiner Funktion ist es nun sinnentleert, gescheitert. Wir können das Zerbrechen nicht ungeschehen machen. Ein Hindernis in der Datenverarbeitung, Stromausfall — und Dein Bildschirm wäre jetzt irreversibel leer. 

D.h. die Natur der Existenz ist nichts anderes als ultimative Leere. Ähnlich wie Materie tatsächlich viel mehr Nichts ist, als wir uns vorstellen können… 

Der Fluss des Ming

Üblicherweise wird Ming meist als Schicksal oder Bestimmung übersetzt, 
als sehr gewagte Übersetzungen… Ming ist vielmehr die Natur des Verlaufs unserer Existenz mit allen Ereignissen, die im Laufe dieser Zeit-linie geschehen. Ming ist die Bewegung des Qi, von Geburt zum Tod. Ming ist die Natur des An- und Abschwellens von Energien und Ereignisse an Hochs und Tiefs, denen wir im Laufe der Zeit begegnen. Ming ist die stete Veränderung des Qi über fünf Stadien, von Schöpfung, Wachstum, Blütezeit, Verfall und Tod. Die KCM bezeichnet diese als Wandlungsphasen.


Ob der Wechsel und Wandel, die Ereignisse uns leicht— oder eher schwerfallen, hängt davon ab, wie gut wir uns dem Ming im natürlichen Fluss des Lebens hingeben. Solange wir uns dem widersetzen, was wir erleben, wird es uns schwerfallen. Solange kämpfen wir gegen unsere eigene Lebensenergie, gegen den Fluss des Lebens, den Weg des Dao, gegen das Prinzip des „Dein Wille geschehe“.

Es ist also weder die Technik, die Nadel oder die Droge, die unsere Patienten heilt. 
Was dann?

Der Weise Sun Si Miao erklärte im 7. Jahrhundert: “Wer keine Kenntnisse über die Wissenschaft des Wandels besitzt, 
kann auch nicht als meisterlicher Arzt bezeichnet werden”. Der berühmte Arzt Zhang Jingyue, prägte 1000 Jahre später den berühmten Ausspruch: 

"Korrekte Medizin basiert vollkommen auf der Wissenschaft des Yijing."

KCM ist nichts anderes als die Verschmelzung von daoistischer mit konfuzianischer Lehre auf dem Fundament des Yijing:. Dieser Klassiker der Wandlungen ist der älteste aller chinesischen Texte, 
dessen Entstehungszeit heute bis ins 3. Jahrtausend VOR Chr. datiert wird. 
Doch lange bevor das Yijing je als Buch geschrieben war, lang bevor es überhaupt eine Symbolschrift gab, existierte die Philosophie von Yin und Yang bereits als numerologisches System. 

Das Buch der Wandlungen beschreibt dieses Modell der universellen Veränderungen von Yin und Yang anhand des Gesetzes der unendlichen Wiederholungen in der Natur. Sein Fundament ist die systematische, naturwissenschaftliche Beobachtung der Natur, des Laufs der Sonne, des Mondes, der Verlauf der Jahreszeiten, etc.

Der ursprüngliche Zweck des Yijing war weit weniger, als Orakelbuch zu dienen, wie heute oft erklärt wird. Vielmehr ist seine Aufgabe heute wie damals: das Schulen der Wu, wie sie die Aufmerksamkeit des Patienten dirigieren können. Wie die Wu einst, könnten wir auch heute für unsere Patienten aus den archetypischen Mythen die entsprechenden heilenden Geschichten erzählen, und diese Energiequalitäten zugleich mithilfe unseren Techniken, Nadeln und Kräutern in die KörperGeistSeelenLandschaft einweben. 

Das ist z.B. der Grund, warum die Akupunkturpunkte original sehr poetische Namen tragen. So soll z.B. Ma 28 v.a. ganz profan die Wasserwege durchlässig machen. Übersetzen wir Shui Dao mit „Folge dem Lauf des Wassers, folge dem Dao wie Wasser fliesst!“ — ist das eine ganz andere Aufforderung!

Denn: 
Wohin die Aufmerksamkeit geht, folgt das Qi!

Mittels Gong, der Absicht lehren wir den Patienten voller Geduld (lateinisch: patiencia!) im Ritual der Behandlung, 
wie er seine eigene Aufmerksamkeit auf das Symptom richtet, d.h. auf die Blockade des Qi. 
Das ist ein völlig anderer Ansatz, als in seinem Auftrag mal eben ein Symptom „wegzuzaubern“!

Durch Gong, Hingabe, Disziplin und Training, muss auch der Patient lernen,
selbst seine Aufmerksamkeit auf die Blockade auszurichten. 
Dann folgt sein Qi und bringt Bewegung in die Stagnation. 
In diesen Bereich fliesst immer mehr Qi, bis irgendwann genug Energie da ist, um die Blockade zu lösen. Die Symptome werden eines Tages vielleicht sogar überflüssig. 
Und die Wu bezeugt diesen Prozess und steht ihm hilfreich zur Seite.

So lehren wir unsere Patienten, sich wieder mehr und mehr dem Fluss des Ming hinzugeben. Techniken und Heilmittel sind also nur die Ermutigung in die Wasser des Lebens zu springen… — wie Schwimmflügelchen!

Das Netz der Leere, das keinen Weber hat

Für die alten Chinesen besteht unser Universum aus einem unsichtbaren Netz, dessen Fäden alles miteinander verbindet. Lao Zi beschreibt es als unermesslich gewaltiges Gewebe, durch dessen Verknüpfungen dennoch nichts hindurch fällt. Im Schöpfungsmoment haben sich aus der chaotischen Einheit verschiedene Qualitäten an Qi begonnen zu trennen. Das leichte, immaterielle Qi stieg einst auf und bildet den Himmel. Das materielle, dichte, schwere Qi sank herab und bildet die Erde.

Die Wechselwirkungen zwischen Himmel und Erde bringen die 10 000 Dinge dazwischen hervor. 
Alles Existierende stammt aus der Bewegung des Qi und ist durch Qi miteinander verbunden. 

Qi erzeugt Bewegung, Wechsel und Wandel. 
Qi prägt den Manifestationen spezifische Qualitäten und Aspekte auf 
und drückt darüber zugleich auch beliebige Zeitdauer aus.
Z.B. durch meine emotionale Aufregung entsteht Gestik/Mimik durch Muskelanspannung, 
und der damit verbundene Chemikaliencocktail bestimmt die Qualität von Herzschlag, Atmung etc…

Analog zum hermeneutischen „wie oben, so unten“ ist das Verstehen der Prinzipien des Yijing ein Weg, um unsere Organismen zu verstehen, weil der menschliche Körper Teil des Universums ist. Darüber hinaus lassen sich diese Prinzipien praktisch anwenden, um für den Patienten auch den individuell richtigen Weg zu finden, um entweder Krankheit zu vermeiden oder eine Erkrankung zu überwinden. 

Die schamanische Perspektive der Wu sieht den menschlichen Organismus als energetisches System, das aus Sub-Systemen gebildet wird. Jedes entspricht definierten Qualität, die ihrerseits aus Yin und Yang in einer bestimmten Verhältnis besteht. Gerät ein Untersystem ausser Balance, hat das wiederum Wechselwirkung auf die anderen, mit denen es verbunden ist. 

Mit dieser Beschreibung des Organismus aus antiker Zeit schimmert die moderne Sichtweise der Systemtheorie durch, die dynamische Systeme mit vielen, nichtlinear voneinander abhängigen Variablen als Funktionen von Zeit und Ort beschreibt. Wenden wir uns wieder dem Qi als beobachtbares Phänomen zu im reinsten Sinne von Naturwissenschaft: 

Da sein. Beobachten, was geschieht 

— selbst wenn es paradox, oder unerklärlich scheint, 
sich nicht messen oder gar in Gleichungen beschreiben lässt! Aufmerksamkeit ist auch die Basis der Diagnostik in allen alten asiatischen Medizinsystemen. Der Therapeut "macht keine Untersuchung", sondern wartet, lauert, beobachtet mit wachen Sinnen, was an Information vom Patienten kommt.

Und tatsächlich klingen viele Aussagen der modernen Physik verdächtig ähnlich wie die Zitaten aus den uralten Klassikern der chinesischen Medizin. Formulieren wir es doch modern: 

Es spannt sich ein Qi-Feld zwischen Himmel und Erde auf. 
Qi ist definitiv eine Funktion von Ort und Zeit. 
Dieses Feld kann sogar ein eigenständiges physikalisches Phänomen sein 
und ist nicht an Materie gebunden, kann aber auch wie Teilchen verhalten.. 
In einem solchen Feld entsteht zwischen Orten mit unterschiedlichem Qi eine gerichtete Kraft, 
die Arbeit verrichten kann, z.B. Qi, das eine lokale Stagnation beseitigt. 
Der Physiker bezeichnet diese Fähigkeit als Potential, 
so wie wir die Bewegung des Windes wir erst nutzen können, wenn wir ein Windrad haben.

Eindeutig: Bewegung, Lebensenergie, die innere Medizin, Shen...

— alles, sogar Materie, ist Qi!


Die Absicht bewegt das Qi (I)

Im ersten Teil haben wir eine Antwort gesucht auf die Frage, was mit Aufmerksamkeit/Absicht gemeint ist. Nun stellt sich die Frage:

Was ist Qi?

Qi ist ein zentraler Begriff in der chinesischen Medizin und Philosophie. Um dafür eine solide Idee zu bekommen, müssen wir in der Zeit weit zurückwandern. Die wörtliche Übersetzung eines chinesischen Sprichwortes lautet:        

„Schamane (Wu) — Arzt: derselbe Ursprung“. 

Die Wu sind der Ursprung aller chinesischer Medizin-Tradition. Tatsächlich stammen die klassische chinesische Medizin (KCM) und der chinesische Schamanismus zu weiten Teilen aus demselben Ursprung (Yuan). Auch wenn sich Wu mit Schamane, Schamanismus, Schamanisieren übersetzen lässt, ist unser heutiges Verständnis für die mit diesem Wort ausgedrückte Symbolik eine ganz andere, als sie dem Kontext dieses chinesischen Satzes zugrunde liegt:

Denken wir heute an Schamanen, haben wir die Bilder aus heutiger Zeit im Kopf. Die sind vor allem durch den meist sibirischen Schamanismus geprägt. Dort wird bis heute eine religiöse, oftmals sehr aggressive Form des Schamanismus praktiziert mit spirituellen Reisen in andere Welten in Trance. Der Schamane wird meist durch eine schwierige und oft schmerzhaft-lebensbedrohliche Initiation berufen. 

Die Wu der ostasiatischen Tradition verstehen sich dagegen eher als Zeugen und spirituelle Medien, die ihren eigenen Körper als medizinisches Instrument zur Diagnose und zum Heilen nutzen. 

Die Fähigkeiten als Wu entwickeln sich auf natürliche Weise. Sie werden durch regelmässiges Üben und in Ritualen allmählich immer weiter verfeinert, bis die Wu eines Tages in der Lage ist, die geistigen Welten (Shen) rufen zu können. Diese höhere Kraft bezeichnet die chinesische Philosophie als Shen, in etwa Bewusstsein, geistige Welten, Spirit, göttliche Allmacht, und auch Lebensenergie ( auch Qi!)

Wu und Patient kehren zu ihrem ursprünglichen Selbst zurück, in dem sie sich freudig dieser höheren Macht hingeben und so Körper, Geist und Seele wieder verbinden. Die Wu begleiten und unterstützen ihren Patienten dabei durch Freude, Ekstase. Das ermöglicht dem Patienten sich selbst mit der eigenen, fühlbaren Freiheit zu verbinden statt in Ohnmacht zu verharren. 

Durch das Ritual wird ihm möglich, ausreichend Energie zu entwickeln, um Hindernisse zu überwinden. Plötzlich ist das Leben nicht länger mehr Leiden, sondern auch wieder die Erfahrung von Glück.

Die geistigen Welten behausen schliesslich den Körper und drücken sich durch den Menschen aus. Es ist der Ausdruck, der sich in den Augen zeigt: als lebendiger Glanz oder toter Blick? 

Dazu gehört eine Medizin, die mehr ist als das Verordnen von materiellen Drogen. Die Wu sind weniger daran interessiert eine Krankheit zu heilen, sondern wollen eher unsere hilflose Ohnmacht und Abhängigkeit umzuwandeln. 

Dann können wir selbst wieder Verantwortung für uns und andere übernehmen. Die Wu wollen die Menschen ermutigen, dass sie selbst die Fähigkeit besitzen, ihre eigene, innere Medizin (Qi) zu entwickeln. Das ist der ursprüngliche Weg der Wu.

Gongfu, durch geduldiges Üben erreicht man Meisterschaft

Eine Wu ist letztlich eine Person, die durch Gong Meisterschaft erlangt hat. 
Gong lässt sich in etwa übersetzen mit Aufmerksamkeit, Hingabe, steter Disziplin und hartem Training auf korrekte Art und Weise. Wir kennen diese charakteristische Eigenschaft auch durch die Begriffe Qi Gong und Gong Fu, als moderne Synonyme für die Bewegungsformen und Kampfkunst. Der Begriff ist jedoch keineswegs darauf beschränkt. 

Der Begriff Gong beschreibt vielmehr die Qualität und das Niveau, das jemand mit seiner Fertigkeit auf beliebigem Gebiet erreicht, z.B. in der Technik des Klavierspiels, als aufmerksamer Zuhörer, beim Setzender Akupunkturnadel.

In den klassischen Lehrbüchern der KCM, die ca. 300 v. Chr. entstanden, wird das Zeichen Gong direkt als Begriff für Arzt verwendet. Aufgrund ihrer hingebungsvollen, geschulten, verfeinerten Beobachtungsgabe mittels ihrer Sinne und des eigenen Körpers und ihrer engen Verbundenheit mit dem Universum wird es den Wu möglich, Schaden abzuwenden; bei Bedarf für für den Organismus ihres Patienten, aber auch für die Umgebung. Im Klassiker der chin. Pharmakologie heisst es in der Einleitung:       

  • Yi, Ärzte, behandeln Krankheiten
    mit der Medizin der gewöhnlichen Art.

  • Fang Shi, Lehrer der Methoden, behandeln Krankheitsneigungen
    mit Medizin der mittleren Ebene.

  • Wu, Schamanen, behandeln die Bestimmung
    mittels Medizin der höchsten Klasse.

Bestimmung steht als das höchste Ziel in der Hierarchie des medizinischen Handelns. Solch Maxime steht in der Einleitung eines Lehrbuches zur Anwendung von materiellen Kräutern. Dies zeigt uns, wie energetisch-feinstofflich die KCM selbst in ihrer substanziellsten Anwendungsform mittels Kräuterrezepturen ist. 

Dabei geht es immer um die Umkehrung der Pathologie weg vom Symptom hin zur Entwicklung des Potentials des Patienten. Es geht darum, den Patienten hinter der Maske seiner Person zu erkennen. 

Die Erkrankung ist die Herausforderung an uns, das verborgene Potential zu entdecken, damit unser Patient seine wahren Wesensanteile ausleben kann. Die Aufgabe lautet in einem Lehrsatz etwas mysteriös: „Zeige mir Dein Gesicht vor Deiner Eltern Geburt!“

Meditation ohne Gong, ohne Aufmerksamkeit auf Qi, ist nur Tagträumerei. 
Akupunktur ohne Aufmerksamkeit auf Qi ist Nadelstecherei. 
Körperübungen wie QiGong, Yoga ohne Aufmerksamkeit auf Qi sind Hampelei, im besten Falle Fitness.
Sie alle basieren auf dem Begriff des Qi. 
Doch genau den können wir nur sehr ungenau übersetzen, noch schwerer wirklich verstehen. 
Wir haben bisher Qi mit Bewegung, Lebensenergie gleichgesetzt. 


Die Welt der Zahlen, Symbole und Rituale

Ursprünglich beschränkte sich die Funktion der chinesischen Schriftzeichen keineswegs nur auf die Kommunikation zwischen den Menschen. Numerologie, Symbolik und Ritual sind untrennbar miteinander verbunden.

Die chinesische Medizin ist Zang Xiang,

Medizin der Körper-, Geist- und Seelen-Symbole!

Eine Unterscheidung in Körper, Geist, Seele, Psyche gibt es dort per se nicht. Wir können wie viele westliche Autoren versuchen, die Terminologie in verständliche westliche Konzepte zu transferieren. Besser ist, die chinesische Symbolik zu verstehen, statt zu versuchen, ein System über ein anderes System zu stülpen. Das führt unausweichlich zu Verwirrung!
 Deswegen hat schon der alte Konfuzius gelehrt: Zuerst Begriffe klären, bevor man handelt!

Berücksichtigen wir, dass selbst bekannte Begriffe wie Akupunktur und „Leitbahn“ Worte ist, die so nie von den Chinesen verwendet wurden, weder als Begriff noch als Konzept! Wir brauchen also andere Beschreibungen, die uns weniger von der Einheit des Lebens abtrennen. 

Nehmen wir die chinesische Sichtweise ein, ist alles Teil der Medizin, bzw. Medizin ein Teil von Allem. Dann bedeutet Medizin Umgang mit dem Leben in einem menschlichen Körper! Der Therapeut, der einen Patienten behandelt, ist nur ein Leben, das ein anderes Leben berührt. 

Der traditionelle Weg, die Begriffe verstehen zu lernen, erfolgt über die Beobachtung der Natur. Beobachten wir die sehr präsenten Lichter am Himmel mit ihren Veränderungen. Die Sonne entspricht dem Yang-Prinzip, der Mond dem Yin-Prinzip. Der Mond reflektiert das Licht der Sonne. Verstehen wir den Wechsel und Wandel des Mondes, lernen wir auch die Sonne kennen. 

Nur begegnen wir jetzt einem Problem unserer Zeit: 
wir haben nämlich keine Zeit mehr, 
um die nächsten Nächte, über Wochen, Monate und Jahre die Natur zu beobachten… 

Doch Qi lässt sich nicht ohne Verständnis von Yin und Yang verstehen. 
Yin und Yang verstehen wir aber nur, wenn wir bei Nichts beginnen. 

(In einem weiteren Artikel...)


16. Oktober 2020

Yi Zhe Yi Ye: Medizin ist Absicht


Es existiert ein grundlegender Lehrsatz in allen ostasiatischen Medizinsystemen, deren Ursprung im antiken China liegt. All die Therapieformen fallen hierunter, die Begriffe wie Qi oder Leitbahn verwenden, und auch die asiatischen Trainingsformen der Kampfkünste zur Selbstschulung, Gesundheitserhaltung und Meditation:

Medizin ist Absicht, die Aufmerksamkeit führt Qi.  

Doch:

  1. Was bedeutet Aufmerksamkeit (chin. Gong)
    — wessen Aufmerksamkeit und worauf?
  2. Was ist Qi?

Fangen wir mit der ersten Frage an:

Was bedeutet Aufmerksamkeit?

„Wie geht es Ihnen heute?“ 
So starten wir doch meist unserere Gespräche, nicht nur zwischen Patient und Therapeut. Daraufhin formuliert Gegenüber meist sein Leben, Leiden, seine Symptome. Vielleicht gibt es sogar schon ein konkretes Anliegen oder einen Wunsch. Fast immer soll sich etwas zum Besseren verändern. 

Aus Sicht der daoistischen Heilkunst bedeutet Heilung immer Veränderung, Wechsel, Wandel, Transformation. Etwas muss sich verändern. Doch was nur? 

Denn meist gibt es gar nicht die eine Ursache für ein Symptom oder eine Erkrankung. Meist sind es viele kleine Faktoren, die sich im Laufe der Zeit potenzieren, bis das Fass voll ist, und es zur Bildung von Symptom, Schmerz und Krankheit kommt. Damit stellt sich für jede Behandlung die zentrale Frage: Was braucht es hier und jetzt zur Veränderung? Das lenkt unsere Aufmerksamkeit schon wesentlich weiter als das übliche: „Was können Sie für mich tun?“ 

An dieser Stelle müssen wir die Klassische Chinesische Medizin (KCM) von der modernen TCM (paradoxerweise als Traditionelle Chinesische Medizin bezeichnet ) klar unterscheiden:

TCM ist ein unter Mao Zedong in den 1950gern geschaffenes Medizinsystem, politisch konform und unter staatlicher Kontrolle. Dabei wurden die philosophisch-spirituellen Grundideen und alle nicht sozialistisch kompatible Denkweisen wegrationalisiert. Heute strebt die VR die Patentierung der „TCM“ an‚ denn es ist ein wichtiger Exportfaktor. Durch die Ausrichtung auf materiell-nachweisbare Konzepte, Kräuterheilkunde als Schwerpunkt und der Untermauerung der Medizin durch empirische Statistik lässt es sich perfekt in den Westen vermarkten. Die TCM negiert dabei die ausgesprochen energetischen und individuellen Grundlagen ihrer Klassiker, die wir heute im Fokus haben.

In sehr ähnlicher Weise negiert die westliche, moderne Medizin die bahnbrechenden Erkenntnisse der modernen Physik: 

Die moderne Physik ist der Ansicht, dass das Universum wie die greifbare Materie statt aus Partikeln aus Feldern besteht, die sich manchmal paradoxerweise wie Teilchen verhalten können 
— was ist schon ein Festkörper?   Der Physiker Art Hobson (Department of Physics, University of Arkansas, 2013) schreibt:


Es gibt keine Teilchen, es gibt nur Felder. Das Feld für ein Elektron ist das Elektron; jedes Elektron […] breitet sich als Gesamtmuster aus. Die Quantenphysik handelt von den Wechselwirkungen von mikroskopischen Systemen mit der makroskopischen Welt, anstatt nur von Messungen. Es ist wichtig, diese Tatsache klarzustellen, weil Lehrbücher heute immer noch eine Teilchen- und Messung- orientierte Interpretation lehren und somit zu einer Verwirrung unter den Studenten beitragen und zu einer aufkommenden Pseudowissenschaft in der Öffentlichkeit.

Keine Sorge, wir tauchen keineswegs in einen wilden, populärwissenschaftlichen Quantenmystizismus ab. Wir beobachten nur die Phänomene der Natur objektiv, so wie das Naturwissenschaft im tiefsten Sinne seit jeher fordert. Und Energie ist eine fundamentale physikalische Grösse.

In der Natur wandelt sich die Energie rund um uns zyklisch. Genauso werden auch wir Menschen von den sich ständig wandelnden Energien des Universums durchflossen. Jeder Augenblick des Lebens erfordert von uns, all die Veränderungen hier & jetzt anzuerkennen, die uns sowohl innerlich (Stirb&Werde-Zyklen auf Zellebene, Hormonzyklen etc) wie äusserlich (Jahreszeiten, Wetter, Lauf der Himmelslichter) zur Anpassung auffordern. In der KCM gilt:

Leben heißt Wechsel und Wandel.

Stillstand ist der Tod.

Gesundheit liegt vor, wenn die Bewegungen der Lebensenergie und damit die Körperfunktionen gut ausbalanciert ablaufen können. E-movere, in Bewegung bringen. Das ist, was Gefühle mit unserem Körper machen. Sie lösen unweigerlich eine konkrete, materielle Reaktion in der Körperlichkeit aus.

Eustress beflügelt als Antrieb, solange er nicht das Limit an Belastung übersteigt. Das Leben kann gemeistert werden und die geistige Ausdruckskraft (Shen) entfaltet ihr volles Potential. Dazu gehört untrennbar auch emotionale Balance, damit wir nicht in Emotionalität feststecken.

Bei unseren Patienten ist das spannende Leben jedoch in pathogene Anspannung übergegangen. Es wird meist nicht gut mit der Lebensenergie gehaushaltet. Ungünstige Gewohnheiten (z.B. zuwenig/zuviel/destruktive Bewegung, Essen etc.) stören den Kreislauf der Lebendigkeit, die unser Herz schlagen, das Blut, die Flüssigkeiten und Gedanken zirkulieren lassen.

Gerade wenn der Erkrankungen nicht auf einer akuten, äusseren Verletzung basieren, sondern sich chronifiziert haben oder scheinbar akasusal und plötzlich auftreten, weist dies darauf hin, dass den Ursachen bisher zuwenig Aufmerksamkeit gewidmet wurde.

Die Frage lautet also: 

Was ist abgeschnitten, eingeklemmt, blockiert, zu unbeweglich im Menschen geworden?

Dann wird schon das Gespräch zur Therapie, der Akupunkteur selbst zur Nadel. 
Im ältesten Standardwerk der CM wird von der Not-wendigen Resonanz gesprochen:
Kommt es zur Resonanz zwischen Patient und Therapeut, wird die Krankheit verschwinden. 
Wird Shen außer Acht gelassen, wird die Krankheit nicht geheilt.

Ein guter Heiler darf sich also nicht nur auf sein Wissen und seine Fähigkeiten (Techniken) verlassen. Er muss über Integrität, Mitgefühl und Aufrichtigkeit (geistige Welten, Shen) verfügen. Die Methodik (Aku, Medis, Kräuter, andere Methoden) sind nur der technische Aspekt.

Symptome, Schmerzen, Leiden werden allgemein als lästige Übel angesehen, 
die es gilt, so schnell wie möglich zu beseitigen. Entwicklungsgeschichtlich gehören aber gerade der Schmerz zu den frühesten, häufigsten und eindrücklichsten Erfahrungen eines jeden Menschen. Schmerz ist überlebenswichtig — trotz allen Leids, das er bewirken kann. Der Körper schlägt durch die hervorgebrachten Symptome Alarm. Wir müssen heute die symbolische Sprache des Körpers erst wieder verstehen lernen:

Für die KCM ist jedes Symptom nur eine „Qi-Blockade“:

Der natürliche Fluss der Lebendigkeit ist gestört und unterbrochen. 
Ein Lebensbereich ist vom lebendigen Wandel abgeschnitten. 
Der Körper möchte den energetischen Engpass wieder durchlässig machen und zeigt dies an. 
Diese Forderung tritt als Symptom oder Schmerz ins Bewusstsein. 
Die Aufgabe des Schmerzes ist es, uns zu warnen, also auf diesen Lebensbereich aufmerksam zu machen.

Unterdrücken wir unsere Gefühle, kommt es genauso zur Qi-Stagnation. 
Deswegen sieht die KCM letztlich die Wurzel aller Erkrankungen im emotional aufgewühlten Herzen.

Ziel der chinesischen Heilkunst: 
den Patienten aus der Blockade wieder in den Strom des Lebens zurück zu (beg)leiten,
 d.h., seiner Lebensenergie wieder zu ermöglichen, frei zu zirkulieren.

Kann Qi frei fliessen, gibt es kein Symptom.

Wo ein Symptom auftritt, da stagniert Qi.

Der Weg etwas zu tun, ist DA zu sein.            

Lao Zi stellte diesen Satz als Behandlungsmaxime auf.
Da sein, sich dort hin zu wenden, wo das Symptom sich zeigt. 
Dies ist der 1. und wichtigste (!) Schritt jeder Therapie — noch lange bevor therapeutische Techniken überhaupt relevant werden. 
In diesem Satz von Lao Zi steckt das Wesentliche des Heilungsgeschehens:

„Gemeinsam mit dem Patienten Da-Sein und Nicht-Tun“.

Je nach Schule und Stil wird die Fähigkeit des Therapeuten zum absichtslosen (Be-)Zeugen, modern sprechen wir von Diagnose, mehr oder weniger geschult. Sie bleibt jedoch der zentrale Aspekt der klassischen Heilkunst. Wir als Therapeut begleiten diesen Da-Sein-Prozess des Patienten 
v.a. durch erfahrene Anwesenheit als Vorbild und als Zeuge.

Als Patient haben wir nicht immer die Wahl der äusseren Umstände oder ob wir das Symptom wollen. 
Wir haben aber immer Wahl, wie wir mit ihm umgehen, 
mit welcher inneren Haltung wir ihm begegnen wollen.

Jedes Symptom braucht zur Heilung zuerst eine neugierig-offene Aufmerksamkeit. Je mehr wir zögern, uns der Themen bewusst zu werden, desto öfter und heftiger wird uns das Symptom solange schmerzlich „auf die Nerven gehen“, bis wir zu Sinnen kommen. Weglaufen ist irgendwann nicht mehr möglich.

Gern suchen wir nach dem Schuldigen für den Schmerz im Materiellen, im Körperlichen, im Aussen. Doch meist gibt es keinen schuldigen Täter, der schnell aus dem Weg geräumt werden kann und alles ist gut. Denn allzu oft spiegelt die scheinbar äussere Ursache nur das innere Thema. Der grösste Gegner, dem wir uns stellen müssen, sind wir selbst. Und das innere Thema wird solange wiederkommen, bis der Patient bereit ist, sich seinem eigenen Schmerz zu stellen!

Not-wendige Voraussetzung für Veränderung (und damit für Heilung) ist die Bereitschaft, einen Raum, ein Energiefeld für Verstehen zu öffnen. Sowohl Therapeut als auch Patient müssen als ersten Schritt lernen, nicht zu Tun, zuzuhören und ganz da zu sein mit allem, was ist:

  • Da sein mit all den Symptomen, dem Schmerz und den Empfindungen, die sich dann zeigen können.
  • Beide müssen lernen, sich selbst, den eigenen Schmerz und alles, was sich zeigt, auszuhalten.
  • Hier, im räumlich geschützten und zeitlich begrenztem Therapiefeld, darf sich jetzt all das zeigen, 
was normalerweise verscheucht und verdrängt wird.

Oft braucht genau das zunächst einiges an Mut und Übung. Es ist, wie wenn man einen wilden Vogel immer wieder vom Balkon verjagt hat. Nun wird er nicht auf Zuruf sofort bereitwillig auf die Hand geflogen kommen…

Vielen Patienten (und Therapeuten?) fällt es schwer, eine Zeitlang ruhig zu sitzen ohne zu Reden, zu liegen im Nicht-Tun. Das ist eine Herausforderung. Meist ist dies weniger bedingt durch körperliche Einschränkung, als vielmehr durch innere Unruhe, Zappeligkeit, Ungeduld.

Und was ist Qi? 
Die Antwort folgt in einem weiteren Artikel...


3. Oktober 2020

Die Herausforderung bis November bestehen

(Teil III von III)

Wie navigierst Du Dich durch die Gezeiten des Lebens,
wenn Du erschöpft bist?

Wie schaffst Du, trotzdem zu erledigen,
was nötig ist, wenn Dein innerer Krieger ausser Dienst ist? 

Wir müssen nun einen anderen Weg finden, um zu reagieren, wenn die Dinge rund um uns zusammenbrechen. In den Rückläufigkeitsphasen müssen wir intelligenter handeln. Die besten Archetypen dafür in uns sind die urweiblichen Energien von Mond und Venus. Dazu eine kleine Übung für diese Zeit:

Übung:
Körperwahrnehmung am Morgen

Der wichtigste Akt, den Mars täglich vollzieht, ist uns aus dem Bett zu treiben. Meist geschieht das unauffällig und unbewusst. Während der Rückläufigkeit wollen wir diesen Akt bewusst zelebrieren:

Bleiben wir noch eine Weile vor dem Aufstehen liegen. Durchwandern wir noch im Bett zunächst unseren Körper mit der Aufmerksamkeit.  Spüren wir auch das Energiefeld rund um uns. Seien wir neugierig und empfangen wir alle Empfindungen und Wahrnehmungen. Jeder Morgen wird für uns eine Nachricht haben. Vielleicht ist sie uns schon bekannt, nichts Neues. Manchmal haben wir das aber noch nie bemerkt. Rückläufigkeiten sind gute Gelegenheiten, in Weisheit zu lernen. 

Vielleicht kannst Du die Nachricht Deines Körpers in Worte fassen, z.B.
„Ich bin noch sooo müde.“,
„Ich hab Hunger, Durst, etc.“,
„Mein Arm (Körperteil XY) schmerzt“

Manchmal finden wir auch keine passenden Worte. Dann spüren wir die Nachricht dennoch. Wir nehmen ihre Bedeutung auf tieferer Ebene auf. Und all das wird einen Unterschied machen, wie wir diesen Tag über funktionieren. 

Lassen wir die empfängliche Göttin in uns zu Tagesbeginn den Krieger in uns für eine Weile in ihrer herzlichen Aufmerksamkeit halten. Nimm Dich die nächsten 80 Tage so jeden Morgen zuerst wahr. Es ist nicht schlimm, wenn wir es mal einen Tag vergessen… Diese aufmerksame Umarmung morgens wird unserem Krieger helfen, sich in dieser Zeit bestmöglich zu regenerieren. Ein anderes Bild hierfür ist, wie unsere innere Mütterlichkeit den jugendlichen Helden beim Wecken liebevoll umfängt, bevor er aus dem Bett springt, bereit für die Abenteuer des kommenden Tages.

Lebendige Archetypen

Statt uns mit Prophezeiungen rumzuplagen, können wir Astrologie effektiver nutzen, um mit Hilfe ihrer Symbolik die Welt rund um uns besser zu verstehen. Die Energie der Archetypen ist eine sehr lebendige Energie, so wie die Götter für die Menschen und Astrologen zu antiken Zeiten lebendig waren. Die Himmelskörper sind eben nicht nur mechanische Objekte, die wieder und wieder dieselben Ereignisse produzieren, wenn sich das Lebensrad dreht. Sie haben eine Mission. Sie sind kreativ und verändern jeden Zyklus immer ein bisschen. Und was immer während dieser Verläufe geschieht, enthält immer eine Nachricht, ein Omen, eine Warnung.

Wollen wir in Harmonie und Frieden leben, ist es unsere Aufgabe, diese Signale zu verstehen — sowohl die Signale unseres eigenen Körpers, wie auch die unserer Umwelt und Natur um uns herum. Um weltliche Ereignisse angemessen zu interpretieren, sollten wir uns anschauen, welcher göttliche Archetyp sich damit zeigt. Nehmen wir all die Wald- und Buschbrände in diesem Herbst weltweit als Beispiel: wenn sie ein Signal von Mars-Energie sind, können wir Details erwarten, die Mars zugeordnet sind. Die Feuer greifen meist rasant und explosiv über (sehr marsisch). Es wimmelt von Feuerwehrleuten, Polizei, Rettungspersonal, Flugstaffeln, alles Mars. Oft liegt vermutlich Brandstiftung (Mars) vor. Die dürre Hitze (Mars) und die Winde waren in den Regionen unvorhersehbar wild und chaotisch. Es war genau das Wetter, vor dem Klimatologen seit Jahren warnen. 

Was will Mars uns lehren?

Vermutlich, dass wir weiterhin unbelehrbar in die Sackgasse rennen, dass die Optionen für eine Umkehr aus der Klimakatastrophe immer geringer werden. Unser Überleben hängt vom Überleben dieses Planeten Erde ab. Und je weiter wir diese Erde mit unserem brutalen, machomässigen maskulinen Machtgehabe (Mars) verwüsten, desto mehr werden wir Klimakatastrophen auch in unserem Umfeld erleben, Überflutungen, Wildfeuer, Tornados selbst in Europa. 

Wir haben lange schon die Eigenschaften der grossen Göttin, des Yin-Poles, zu sehr vernachlässigt. Zum Leben brauchen wir beide Pole, Himmel und Erde, Gott und Göttin, Aktion und Ruhe, Zielgerichtetheit und Empfänglichkeit. Es wird Zeit, dass wir die urweiblichen, rezeptiven Eigenschaften ebenso schätzen lernen wie die maskulin-aktiven. Es wird höchste Zeit, dass wir Eigenschaften wie Fürsorge, Geborgenheit Geben, Pflegen, Versorgen und Nähren wertschätzen lernen.

(Herzlichen Dank wieder an meine Lehrerin Dana Gerhardt mit ihrer website https://mooncircles.com/ — auch dieser Beitrag ist zu grossen Teilen eine Übersetzung ihrer Artikel mit meinen Anpassungen. Sie vermittelt mir mittels der Symbolik der westlichen Astrologie enorm viel Verständnis für die Hintergründe der antiken chinesischen Medizin. Das wiederum hilft,  statt in unverständlichem Fachchinesisch — egal in welcher Sprache — in allgemein verständlichen Worten zu erklären, was mit uns im Leben geschieht. Hier und heute.)