19. Mai 2013

QiGong: Stehen (wie ein Baum)




Immer wieder üben wir intensiv "Stehen". Diese einfachste, grundlegende Übung ist die wichtigste. Einfach ist sie nämlich nur für den Beobachter von Aussen!
Warum?

Unsere Gelenke sind bei korrekter Belastung und optimaler Haltung lebenslänglich verschleissfrei. Bzw. selbst mit altersangemessenem Verschleiss können Sie ohne Schmerzen weiterhin ausreichend funktionieren. Schauen wir uns einfach mal um, wie wir jedoch im Alltag oder auch im Sport stehen, sitzen und bewegen. Von guter Haltung und gelenkgerechter Belastung ist keine Spur.

Lernen wir, wieder aufrecht und entspannt zu stehen in einer gelenkgerechten Weise, dann wird uns das zu Anfang unglaublich schwer fallen. Soviele Jahre falsche Grundhaltung hat Muskeln und Sehnen verkürzt, verspannt, bereits zu Degeneration geführt. Andere Partien sind schlicht unterentwickelt, untrainiert.

Bringen wir den Körper aufmerksam in die jetzt gerade mögliche, beste Position, dann merken wir erst, wie anstrengend, fast schmerzhaft das ist. Beim Üben gehen wir allerdings bewusst niemals über die Schmerzgrenze hinweg, sondern tasten uns nur sanft mitfühlend an sie heran. Mit GONG, geduldigem ausdauernden Bemühen, wird sich dann durch regelmässiges Üben allmählich Veränderung einstellen. Verkürzte Strukturen dehnen sich, verspannte Zonen dürfen loslassen, unterentwickelte Gegenspieler bekommen wieder Kraft. Das geschieht nicht von heute auf morgen. Es ist auch oft ein bischen unangenehm, nach ein paar Minuten wird es immer anstrengender, einfach nur still und geduldig zu stehen. Sich immer wieder innerlich zu korrigieren, sich auszuhalten, einfach mal äusserlich Nicht-Tun. Und in diesem Nicht-Tun geschieht unglaublich viel im Inneren: Hitzewallungen, Kältezittern, Kribbeln und Gefühle von Taubheit können auftreten, Emotionen kommen plötzlich hoch, wir verkrampfen uns, merken, wie anstrengend es ist. Es fällt schwer, sich immer wieder geduldig zu entspannen, alle nicht benötigten Muskeln und Spannungen zu lösen, statt in Kampf und Krampf locker zu bleiben.

Nach einigem geduldigen Üben entsteht dann tatsächlich Gelöstheit und Ruhe, von Mal zu Mal mehr. Dann verstehen wir plötzlich, warum diese Übung Namen trägt wie "Stehen wie ein Baum" oder "Stehen im Universum".

Haben wir gelernt, und im ruhigen Stehen zu entspannen und körpergerecht aufzurichten, dann können wir diese (innere) Haltung auch anwenden im Sitzen. Die nächste Stufe ist dann in Bewegung immer noch zu "Stehen wie ein Baum", egal wie und wohin ich mich bewege. Aufrecht, entspannt, flexibel.

Der Kollege Th. Apfel hat es sehr schön in seinem pdf illustriert:
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