11. August 2016

Unnütze Antibiotikum-Verschreibungen und Alternativen


Minister Gröhe fordert einen vernünftigeren Umgang mit Antibiotika durch Ärzte und Kliniken. Recht hat er, aber eigentlich könnten wir mit den Leitlinien schon heute gut zurecht kommen – würden sich mehr Kollegen daran halten.

Mutter: „Die Kleine hat so Halsweh.“
Arzt: „Fieber auch?“
Mutter: „Nein, sonst gehts ihr gut. Die springt auch rum.“
Arzt: „Ich sehe einen roten Rachen. Und Husten hat sie auch.“
Mutter: „Ja, so war das bei meinem Mann und mir auch.“
Arzt: „Ok, sie hat auch keine Lymphknotenvergrößerung.“
Mutter: „Das hat sie bestimmt von uns.“
Arzt: „Ja, solche Viren gehen schnell rum in der Familie.“
Mutter: „Mein Mann und ich bekommen jetzt schon mal ein Antibiotikum. Supermycin.“

Keine seltene Konversation in der Hausarztpraxis.

Unser aller Gesundheitsminister möchte die Antibiotika-Gaben in Deutschland einschränken und macht sich so seine Gedanken. Die G7-Präsidentschaft der Bundesrepublik soll dabei für ein internationales Strategieprogramm genutzt werden. Dabei steht die Hygiene in den Kliniken und die Verordnung von Antibiotika durch Ärzte im Vordergrund.


Im obigen Fall bedeutet das:
kann der behandelnde Arzt von einer viralen Erkrankung ausgehen, eine weitere Diagnostik ist nicht notwendig. Und schon gar keine „Schon-mal“- oder „Zur Sicherheit“-Antibiotika-Gabe.

Ach ja, sollte man sich dann doch zu einer Antibiotika-Gabe hinreißen lassen, da man eine bakterielle Infektion vermutet, ist das Mittel der ersten Wahl immer noch ein einfaches Penicillin (ja, und Allergien dagegen sind seltener als man denkt), denn in den allermeisten Fällen sind die so genannten betahämolysierenden Streptokokken (GAS) die Ursache der bakteriellen Angina.

Da wirkt das Penicillin stets gut. Mitteln aus anderen Antibiotikagruppen („Breitband“) sollten nur in Ausnahmen verwendet werden. Der zu hohe Einsatz dieser Reservemedikamente erschafft Resistenzen. 

Trotzdem werden diese häufig verordnet: „falls es doch was anderes ist“ oder „damit es nicht schlimmer wird“. Diese Strategie gilt leider oftmals für junge Kollegen in den Nachtambulanzen. Trotz positiven Streptokokkenabstrichs und eindeutiger Diagnostik wird zum Cephalosporin der zweiten oder dritten Generation gegriffen, obwohl das Penicillin den Job genauso getan hätte.

(Quelle: Newsletter: DocCheck News, Kids and me 2.1 - auf DocCheck)

Kommentar eines Arztes dazu:
"Andererseits kann man den Patienten eben auch sonst nur wenig verschreiben. Denn die meisten (fast alle?) Mittel zur symptomatischen Behandlung von banalen viralen Infekten sind rezeptfrei und damit nicht erstattungsfähig."

Mein Kommentar:
D.h., man kann sie verschreiben (sie werden nur nicht von der Kasse bezahlt). Und sie wirken, viel besser und nebenwirkungsfreier sogar als das Antibiotikum. 

Und beim Antibiotikum zahlt der Patient auch einen Teil zu. Für das Geld bekommt er z.B. schon eine dicke Tüte Holunderblütentee und Zitronen für den kühlenden Zitronenhalswickel.
(Link zu schönen Anleitungen zu bewährten Wickeln und Kompressen!)

Vielleicht muss man den Patienten  erklären, wie es geht . Und es setzt voraus, dass der Patient nicht nur einfach nebenbei eine Tablette einwerfen will...