25. August 2022

Die Essenz aller Dinge (Hestia Teil II)

 

Die Journalistin und Malerin Andrea Dechant hat Hestia wunderbar in Worten und mit einem Bild gewürdigt. Es lohnt sich, dem link zu artedea.net zu folgen und den ganzen Artikel zu Hestia bei ihr zu lesen. Hier folgt eine kleine Zusammenfassung:

Laut Plato bedeutet Hestia
die "Essenz aller Dinge":

Sie ist die Wächterin der innersten Dinge, weshalb sie -- zumindest in modernen Interpretationen -- auch mit dem inneren Licht, dem inneren Feuer jedes und jeder Einzelnen in Verbindung gebracht wird. 

Erst wenn der Herd oder die Feuerstelle eines Hauses der Göttin Hestia geweiht war, galt dieser Ort als heilig und wurde wirkliche Heimat. Sie verkörperte das Zuhause, die Weltmitte eines jeden Menschen. In matriarchalen Gesellschaften gilt der Herd für jedes Mitglied der Hausgemeinschaft als Nabel der Welt. Herd ist dabei ein anderer Begriff für Erde. Pythagoras betrachtete das Feuer der Hestia als Mittelpunkt der Erde.    

Hestia verwandelt mit ihrem Feuer die Zutaten einer Speise erst in Nahrung, ein magisch-alchymischer Vorgang. Beim Garen von Mahlzeiten tötet das Feuer Keime und wandelt schwer verdauliche Substanzen um, weshalb eine größere Bandbreite an Nahrungsquellen erschlossen werden konnte. Kein Mahl kann daher ohne ihre Segnung gelingen. Ihr brachte man daher am Herd immer etwas von der Mahlzeit als Weihegabe dar. 

Das Herdfeuer war und ist nach wie vor auch immer der Platz für weibliche Magie. Hestia hat damit im Alltags-Kult einen großen Stellenwert. Auch im Zentrum des Profanen, wie es Küchenarbeit ist, bleibt dem Feuer seine absolute Heiligkeit und magisch-transformierende Kraft erhalten.    

Hestia steht für das Heim als sicherer und schützender Rückzugsort, als Raum in dem Menschen nicht nur leben, sondern auch ihre heiligen Rituale abhalten, sowie für das Lebensfeuer, das in uns allen lodert. Bei allen Ritualen richtet sich daher auch die erste Weihegabe, das erste Gebet an Hestia. Im übertragenen Sinne kann das auch so ausgelegt werden, dass wir erst zu unserem inneren Frieden kommen, wenn wir die aufwühlenden Feuer zähmen, so wie es Hestia macht.

Hestia ist die einzige der olympischen Gottheiten, die wirklich niemals in Kriege oder Streitigkeiten verwickelt war. Sie verzichtet bewusst auf alle Verwicklungen der (olympischen) Welt und bewahrt sich damit auch ihren inneren Frieden. Ihr Feuer schenkt auch die Reinheit, die von dieser Göttin ausgeht. 

Die Tatsache allerdings, dass Hestia das Feuer nicht symbolisiert, sondern Hestia das Feuer IST, lässt allerdings auch wenig Spielraum für menschlich interpretierbare Liebesgeschichten. (nach A. Dechant)

Die Alten wussten noch um das Leben im Einklang mit den Rhythmen der Natur. Sie wussten, wann es gilt zu säen, zu hegen und zu pflegen und zu ernten. Sie wussten vom rechten Maß, von den Zeiten zum Schaffen und wann es gilt, die Hände ruhig in den Schoß zu legen.

Wir heute werden handlungsunfähig, weil wir ausgebrannt und erschöpft sind, obwohl Mutter Natur uns Fülle schenkt. Wir beuten sie rücksichtslos aus, weil wir nehmen ohne zurück zu geben. Phasen des Rückzugs sind lebenswichtig. Sie dienen auch zum Prüfen, ob wir innerlich noch lebendig sind. 

Das Prinzip der Hestia ist das Bewahren
und Schützen der Lebendigkeit in uns selbst!